25. "Zechensterben" und "Gesellschaftskritik"
1966-1969
1966
In der ersten Monatsversammlung des neuen Jahres, am 9. Januar 1966, führte Kaplan Bernhard Althuesmann ein Rundgespräch zu der Frage: "Wie kann die katholische Kirche sagen, sie ist die alleinseligmachende Kirche?"
Religionslehrer Franz-Josef Steprath vom Mädchengymnasium Bottrop sprach am 13. Februar 1966 über "Aktuelle Probleme in Kirche und Welt" und ging dabei besonders auf die Forderungen des II. Vatikanischen Konzils ein.
In der Jahreshauptversammlung am 6. März 1966 hielt der Verein einen Jahresrückblick, gedachte der elf verstorbenen Mitglieder in einem Gebet und stellte einen Mitgliederstand von 322 KAB-Männern fest. Pfarrer Wilhelm Horstmann, der am 2. November 1965 zum Pfarrer von Herz-Jesu ernannt worden war, versprach den Versammelten, bald für einen neuen Präses der KAB zu sorgen, da der bisherige Präses die Gemeinde verlassen hatte.
Neu- bzw. wiedergewählt wurden zum 1. Vorsitzenden: Hans Düngelhoff, 1. Schriftführer: Willi Hörstermann, 1. Kassierer: Hans Hromek, 2. Kassierer: Heinz Alfers,
als Beisitzer: Richard Dudek. In Vertretung für alle Neuaufnahmen im vergangenen Jahr wurde Hans Krisik durch Pfarrer Horstmann auf das KAB-Banner vereidigt.
In der Monatsversammlung am 8. Mai 1966 führte Pfarrer Wilhelm Horstmann als neuen Präses der KAB Kaplan Winfried Suchhart ein. Der neue Präses stellte sich mit einigen Worten vor. Da er schon in Duisburg als Präses der KAB gewirkt habe, sei ihm dieses Gebiet nicht neu. Josef Orgass, Diözesanreferent, sprach am 18. September 1966 zu der Frage: "Sind katholische Organisationen noch erforderlich?" Der Präses, Kaplan Winfried Suchhart, referierte in den Oktober-und Novemberversammlungen zu den Themen: "Der Mensch, Geschöpf Gottes, und sein Auftrag in der Welt" und "Schränkt der christliche Glaube die Freiheit ein?"
Zahlreiche Mitglieder der KAB Herz-Jesu beteiligten sich am 17. November 1966 am Protestmarsch gegen die Stillegung der Zechen "Möller-Rheinbaben".
1967
Wie alljährlich ging der Jahreshauptversammlung am 12. Februar 1967 die hl. Messe um 7.30 Uhr mit gemeinsamer Kommunion vorauf. Im Gottesdienst wie in der Versammlung wurde besonders der 13 verstorbenen Mitglieder des Vorjahres gedacht. Im Jahresrückblick berichtete der 1. Vorsitzende Hans Düngelhoff, daß wegen der Beitragserhöhung 29 Mitglieder ausgetreten seien, 18 Mitglieder neu geworben werden konnten. Die Versammlungen würden nur von etwa 20 Prozent der Mitglieder besucht, obwohl ein reichhaltiges Programm durch sorgfältige Themenaufstellung geboten worden sei.
Neu- bzw. Wiederwahlen fanden statt zum 2. Vorsitzenden: Josef Grobetz, zum 2. Schriftführer: Hans Wolters und zum 2. Kassierer: Heinz Alfers. Als Beisitzer wurden durch Stimmzettel ermittelt: Hans Schneider, Edmund Torz, Paul Cuber, Richard Dudek, Alois Stottok und Christian Liebert.
Der Präses, Kaplan Winfried Suchhart, ging in seiner kurzen Ansprache aus vom Wahlspruch des Weihbischofs Julius Angerhausen "Mein Beruf ist die Liebe!" und wies darauf hin, daß die Liebe unter uns und in der Welt wachsen müsse.
Der Präses hielt auch in der Monatsversammlung vom 5. März 1967 einen Vortrag mit dem Thema "Das Gewissen".
Den Einkehrtag am Karfreitag, dem 24. März 1967, hielt Kaplan Theodor Mure zu den Themen: "Die Grundforderung der Nachfolge Christi", "Buße und Umkehr" und "Die christliche Vollkommenheit (Bergpredigt)".
In den folgenden Monatsversammlungen sprachen als Referenten: am 9. April 1967 Hans Wolters über: "Das Bildungsproblem in unserer Welt", am 11. Juni 1967 Bernhard Wienert über: "Kapitalismus und Kollektivismus", am 9. Juli 1967 Diözesanpräses Walter Andermahr: "Zum 90. Todestag des Bischofs Ketteler", am 17. September 1967 Stadtarchivrat Dr. Rudolf Schetter über "Unsere Heimatstadt Bottrop", am 15. Oktober 1967 Rektor Wilhelm Tolksdorf über die "Kommunale Schulsituation" und am 20. November 1967 Erwin Becker zum Thema: "Was haben wir aus dem Verbandstag gelernt?"
1968
Am 11. Februar 1968 fand die Jahreshauptversammlung nach langer Zeit wieder einmal im kleinen Saal unter der Kirche statt. Zehn Mitglieder waren im Vorjahr gestorben, 18 schieden aus verschiedenen Gründen aus, 20 wurden durch Hans Krisik neu geworben. Zu Beginn des neuen Jahres gehörten 306 Mitglieder der KAB Herz-Jesu an. Auch im verflossenen Jahr fanden die Monatsversammlungen nur eine geringe Beteiligung. Bei der Vorstandswahl wurden neu- bzw. wiedergewählt zum 1. Vorsitzenden Hans Düngelhoff, zum 1. Kassierer Hans Hromek; die Beisitzer wurden wiedergewählt. Von den Delegierten schieden Hans Krisik und Karl-Heinz Kotylla aus. Dafür wurden Josef Christ und Helmut Nicolaiczak gewählt.
Die abschließende Ansprache des Präses, Kaplan Winfried Suchhart, hatte etwa folgende Gedanken zum Inhalt:
"Wir befinden uns in einer Zeit des Umbruchs. Und wir sollten uns fragen, ob all unser Tun mehr ist als Vereinsmeierei. Die Kirche sieht sich infolge der Säkularisation in ihre Gemäuer zurückgedrängt. Doch Kirche ist nicht nur eine Institution, sie ist vielmehr ein Ereignis, sie ist Manifestation des Lebens in Christus. Heute jedoch scheint es bisweilen, als sei sie zu einer Institution abseits der Gesellschaft geworden. Sie muß wieder stärker in der Gesellschaft präsent werden und sich notfalls der Gesellschaft anpassen. Allein, sie darf nie zu einer Funktion der Gesellschaft herabsinken.
Die Kirche kann nicht allein durch den Klerus in der Gesellschaft präsent sein; denn Kirche sind wir alle. Viele von uns sind anonymen Ideologien verfallen. Und weil wir diesen Ideologien mehr oder weniger verfallen sind, ist die Welt nicht christlich."
Bernhard Wienert referierte am 10. März 1968 in der Monatsversammlung zum Thema: "Die Arbeit ist mehr" und behandelte dabei drei Kapitel: "Vom Sinn der Arbeit", "Arbeitswelt und unser Dienst" und "Arbeit politisch gestaltet".
Josef Orgass sprach am 7. April 1968 zu der Frage: "Was versteht der Katholik unter Toleranz?" Dabei wies er darauf hin, daß echte Toleranz nur dann möglich sei, wenn man selbst eine klare Meinung habe. Toleranz beruhe auf Anerkennung der Würde des anderen Menschen, nicht auf Anerkennung des Irrtums selbst. Die wahre Toleranz schöpfe ihre Kraft aus der Liebe, wie sie uns Christus zeige.
Stadtarchivrat Dr. Rudolf Schetter hielt am 5. Mai 1968 vor der KAB Herz-Jesu seinen zweiten Vortrag über: "Unsere Heimatstadt Bottrop" und referierte dabei über Erklärungen des Namens "Bottrop", über die Wahrscheinlichkeit erster Ansiedlungen auf den Sandbergen, ferner über die lange kirchliche Abhängigkeit von Osterfeld. Die Bauerschaften um Bottrop hätten zum Teil größere Bedeutung gehabt als Bottrop selbst, so sei Welheim wahrscheinlich die Gründung eines Sachsen im 9. Jahrhundert. Um 1251 sei Welheim dem Deutschen Orden geschenkt worden. Zuletzt ging der Referent noch auf Fragen zum Ursprung alter Besitzungen in Bottrop ein.
Dr. med. Neuhaus, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie am Knappschaftskrankenhaus in Bottrop, sprach in der Monatsversammlung am 9. Juni 1968 über das "Leib - Seele - Problem". Dabei griff er auf die alte Erfahrung zurück, daß Kranksein meistens nicht die Erkrankung nur eines Organs, sondern des ganzen Menschen bedeute. So müsse sich der ganze Mensch mit einer Krankheit auseinandersetzen. Die Seele bilde mit dem Leib zusammen die Persönlichkeit eines Menschen. Der behandelnde Arzt müsse sich auf diese Leib - Seele - Einheit eines jeden einzelnen Patienten einstellen.
Am Sonntag, dem 5. Oktober 1968, fand im Westfälischen Hof eine Feierstunde statt, in der Verbandspräses Wilhelm Wöste, Stadtverbandsvorsitzender Hans Düngelhoff und Bezirkssekretär Joseph Köhler 22 Jubilare ehrten.
In seiner Festansprache lobte der Verbandspräses den Einsatz gerade des "einfachen Mannes" für die Gedanken und Ideale der KAB. Er wußte auch die Bereitschaft dieser Mitglieder zu würdigen, die sich für die christliche Soziallehre und deren Verwirklichung in der Öffenlichkeit einsetzten. Lobend gedachte Verbandspräses Wöste in seiner Ansprache auch der Frauen, die häufig auf ihre Männer verzichten müßten, da diese häufig unterwegs seien.
Mit Ehrennadeln und Präsenten wurden ausgezeichnet: für 25-jährige KAB-Zugehörigkeit: Josef Erkens, Josef Klitta; für 40-jährige Mitgliedschaft: Ignatz Bockholt, August Bullmann, Franz Geise, Wilhelm Grabietz, Adolf Gulla, Josef Haase, Hermann Hagemann, Wilhelm Heiermann, Albert Hoffjan, Hermann Jablonski, Anton Kamarek, Johann Keller, Wilhelm Könders, Wilhelm Kotzian, Vinzenz Marscholik, Theodor Raida, Johann Rose, Albert Schmierek, Josef Weichert und Emanuel Ziegel.
Eine umfangreiche Situationsanalyse gab am 10. November 1968 im Westfälischen Hof KAB-Diözesansekretär und MdB Heinrich Wullenhaupt. In achtzehn Punkten sprach er interessante Dinge der Gegenwart an und nannte manche heiße Eisen, insbesondere forderte er von der Bundesregierung mehr Hilfen für die Familie.
1969
In der Jahreshauptversammlung am Sonntag, dem 9. Februar 1969, im kleinen Saal unter der Kirche gedachte der 1. Vorsitzende Hans Düngelhoff nach der Begrüßungs- und Dankansprache der sieben verstorbenen Mitglieder des Jahres 1968. In seinem Jahresrückblick stellte er fest, daß am 1. Januar 1968 der Verein 306, am Ende des Jahres 296 Mitglieder hatte. Am Besuch der angebotenen Veranstaltungen hätten sich die Mitglieder recht unterschiedlich beteiligt. Die größte Beteiligung habe der Ausflug nach Paasmühle gehabt; Höhepunkt der Vereinsveranstaltungen sei die Jubilarehrung am 5. Oktober 1968 gewesen.
Anschließend berichteten der Kassierer, der Obmann der Alten- und Rentnergemeinschaft, der stellvertretende Obmann des Kernkreises und die Kassenprüfer über ihre Geschäftsbereiche. Danach folgte die Aussprache, in der überlegt wurde, auf welche Weise eine bessere Beteiligung an den
Versammlungen zu erreichen sei.
Die Wahlen hatten folgendes Ergebnis: 2. Vorsitzender: Josef Grobetz, 2. Schriftführer: Hans Wolters, 2. Kassierer: Hermann Heimeier, Beisitzer: Hans Funke, Edmund Torz, Hans Schneider, Richard Dudek, Heinz Alfers, Paul Cuber, Kassenprüfer: Hermann Kot-zur, Albert Pyschny, Albert Mathejczyk.
In seiner Ansprache führte der Präses, Religionslehrer Winfried Suchhart, unter anderem aus:
"... die Arbeit in der KAB ist hauptsächlich eine Aufgabe der Laien. Der Präses ist Mitglied, aber auch geistlicher Beirat, der zu neuer Arbeit anregt. Er trägt Sorge, daß die Grundprinzipien der Kirche nicht abgewertet werden. Wir leben in einer Welt, die sich immer weiter entwickelt. Wir müssen hiermit Schritt halten und für die Zukunft planen. Dazu bedürfen wir der Gnade Gottes. Die Bereitschaft zum Glauben kommt manchmal etwas zu kurz. In unseren Bereichen muß jeder seine ganze Kraft einsetzen, um den rechten Glauben fortzupflanzen. Dazu brauchen wir die Bildung im kirchlichen und sozialen Bereich. Wir müssen gemeinsam Unruhe in die Kirche bringen, um zu einem rechten Glauben durch die Arbeit miteinander und füreinander in brüderlicher Einheit zu kommen ..."
Am 9. März 1969 sprach Diözesanreferent Josef Orgass über die "Christliche Ehe heute". Beim Einkehrtag am Karfreitag, dem 4. April 1969, hielt im Westfälischen Hof Pfarrer Johannes Thiemann von St. Jakobus in Osterfeld, ein gebürtiger Bottroper vom Eigen, den Vortrag am Vormittag zum Thema "Neue Erkenntmisse zu den Sakramenten". Nach dem Mittagessen sprach der Präses, Religionslehrer Winfried Suchhart, über "Das Sakrament der Taufe" und wies auf die Verpflichtung des Christen hin, mit der Taufgnade mitzuwirken.
Zu dem besonders aktuellen Thema: "Demokratisierung in der Kirche" sprach in der Monatsversammlungen vom 20. April und vom 4. Mai 1969 der Direktor des Sozialinstituts des
Bistums Essen, Sozialreferent Dr. Otto Beckers. Zu einem Forumsgespräch zum Thema:
"Betriebskernarbeit" hatte die KAB Herz-Jesu am 8. Juni Dominikanerpater Markus Steindl aus St. Antonius in der Welheimer Mark und den Diözesanleiter für Betriebskernarbeit Paul Fey aus Essen eingeladen.
Vom Ausflug nach Düsseldorf am 23. Juni 1969 schrieb der 1. Schriftführer Willi Hörstermann ins
Protokollbuch:
"Um 10.30 Uhr trafen sich alle zur Abfahrt an der Kirche. Mit einem Omnibus und 2 P.K.W.s starteten wir in Richtung Flugplatz Düsseldorf-Lohhausen. Dort angekommen, betrachteten wir uns bei herrlichem Wetter den Flugbetrieb von der Terrasse aus. Leider ging es um 12.30 Uhr wieder weiter, um früh genug zum Mittagessen im Hotel unseres Mitglieds Erich Ingendorn zu sein. Nach dem Essen gingen alle bei herrlichem Sonnenschein durch die Straßen und Anlagen der Düsseldorfer Innenstadt spazieren. Gegen 16.00 Uhr waren alle wieder zum Kaffee im Hotel vereint. Alle saßen in gemütlicher Runde beisammen, bis gegen 20.00 Uhr die Fahrt in Richtung Bottrop angetreten wurde."
Von der Monatsversammlung am 6. Juli 1969 erschien folgender Zeitungsbericht in den
R u h r - N a c h r i c h t e n:
K A B H e r z - J e s u
A b s c h i e d v o m P r ä s e s
"Ihren Präses, Religionslehrer Kaplan Suchhart, verabschiedete die KAB Herz-Jesu. Neuer Präses wird Kaplan Böhmer, der in Bottrop an Herz-Jesu und St. Barbara seine erste Kaplansstelle angetreten hat. Der 1. Vorsitzende Hans Düngelhoff stellte heraus, daß in 15 Jahren der 6. Präses
verabschiedet worden sei. Dies sei einer kontinuierlichen Arbeit nicht gerade dienlich.
Düngelhoff dankte dem Präses für seine Arbeit und betonte, daß er nicht gerade ein bequemer Präses gewesen sei, er habe sich aber immer mit gutem Rat und aktiver Tat für die Gemeinschaft eingesetzt. Er bat darum, wenn Kaplan Suchhart nicht die KAB St. Suitbert übernehme, doch Mitglied der KAB Herz-Jesu zu bleiben."