23. Die KAB Herz-Jesu im neuen Bistum Essen
"Durch die Gründung des Bistums Essen am 1. Januar 1958 erhielten auch die katholischen Verbände nachhaltige Impulse. Bischof Dr. Franz Hengsbach rief in seiner ersten Predigt zu aktiver Mitarbeit beim Aufbau des Bistums auf. Durch die Ernennung von Präsides oder Geistlichen Beiräten anerkannte und förderte er ihre Arbeit. So war die Bistumsgründung für die katholischen Verbände der Anlaß zur Konstituierung eigener Diözesanverbände. Sie sahen ihre Aufgabe zunächst darin, ihre Mitglieder aus den ehemaligen Diözesen Köln, Münster und Paderborn zusammenzuführen und sich eine dem neuen Bistum entsprechende Organisationsstruktur zu geben ..."
Aus: Unser gemeinsamer Weg -25 Jahre Bistum Essen, Essen/Mühlheim 1982.
In der Generalversammlung am 12. Januar 1958 konnte der 1. Voritzende Jochen Klossok die doppelte Anzahl von Mitgliedern begrüßen als sonst bei den Monatsversammlungen. Es waren 50 Mitlieder erschienen. Der 1. Vorsitzende dankte allen, besonders en Vertrauensleuten, für die im vergangenen Vereinsjahr geleitete Mitarbeit und bat, auch in Zukunft treu mitzuarbeiten. Anchließend verlas er eine Einladung zur Delegiertentagung am 19. Januar 1958 um 9.00 Uhr im Städtischen Saalbau zu Essen und zu einer Kundgebung um 15.00 Uhr mit unserem Bischof Dr. Franz Hengsbach des neuerrichteten Bistums Essen. Gleichzeitig machte Jochen Klossok darauf aufmerksam, daß er wegen anderweitiger Inanspruchnahme und Arbeitsüberlastung - er habe den Posten eines Knappschaftsältesten übernommen - weiterhin das Amt des 1. Vorltzenden in der KAB Herz-Jesu nicht ausüben könne. Die Versammlung möge einen neuen ersten Vorsitzenden wählen und nicht versuchen, ihn umzustimmen; denn sein Entschluß stehe fest.
Der Schriftführer verlas daraufhin die Niederschrift der letzten Hahreshauptversammlung, der Kassierer seinen Kassenbericht. Aus letzterem ging hervor, daß am 1. Januar 1958 eine Mitgliederzahl von 272 festgestellt werden konnte. Im Jahre 1957 wurden 16 neue Mtglieder aufgenommen, sechs Mitglieder und eine Frau sind verstorben.
Jochen Klossok bat nun den Kollegen Heinrichsbauer, die Leitung der Versammlung zu übernehmen und die Vorstandswahl durchzuführen. In der anschließenden ausgedehnten, scharf aber sachlich geführten Debatte wurde von den Mitgliedern versucht, Jochen Klossok umzustimmen. Sie hatten aber bei seinem feststehenden Entschluß keinen Erfolg.
Der nun gewählte Vorstand wies diese Namen auf:
1. Vorsitzender: Bernhard Niewerth, 2. Vorsitzender blieb Hans
Düngelhoff, 1. Kassierer blieb Jakob Lassak, 2. Kassierer blieb Karl Wuff, 1. Schriftführer: Viktor Raschtzik, 2. Schriftführer: H. Manhardt, Beisitzer: Rentmeister, Klossok, Schneider, Sprecher der Werkmannschaft: Leygraf, Delegierte: Rentmeister, Grobetz, Kerkhoff, Düngelhoff; Ersatz: Klossok, Fahnenabordnung: Werner, Probst, Mozdzien; Ersatz: Pyschny, Sobik, Cuber, Vergnügungsausschuß: Neumann, Grobetz, Niewerth.
Der 1. Vorsitzende Berhard Niewerth dankte für das ihm entgegengebrachte Vertrauen und versprach, sein Amt nach besten Kräften zum Wohle der KAB Herz-Jesu zu führen. Die Versammlung beauftragte nun ihn und das Mitglied Leygraf, als Delegierte am 19. Januar 1958 an der Tagung und Kundgebung teilzunehmen. Außerdem meldeten sich 15 Mitglieder zur Teilnahme an der Kundgebung.
Am Sonntag, dem 19. Januar 1958, fand der Delegiertentag in Essen statt. In der Kundgebung am Nachmittag im überfüllten Städtischen Saalbau sagte Bischof Dr. Franz Hengsbach:
"Auf diese Stunde habe ich mich gefreut. Denn hier bin ich das erstemal zusammen mit den Menschen, die das Ruhrgebiet täglich wesentlich mitformen ... Die ehemals feindselige Haltung gegenüber der Kirche in einzelnen Lagern der Industriearbeiterschaft ist heute einer abwartenden Toleranz und hier und da schon einer wohlwollenden Erwartung gewichen ..."
Dann beantwortete der Bischof die so oft gestellte Frage, was die Kirche für die Arbeiter tue. Erstens, sagte er, deute die Kirche das Land an der Ruhr als gesegnetes Land, wenn nur der Mensch es nach den Ordnungen Gottes segensvoll verwalte. Hier habe Gott in gewaltigen Kohlenflözen Arbeit und Brot für Millionen und aber Millionen geschaffen. Zweitens künde die Kirche den Sinn der Arbeit als Teilnahme am Schöpfungswerk Gottes. Das spüre auch der Kumpel unter Tage, selbst wenn er oft von der "Maloche" spreche. Niemand habe den Adel dieser Arbeit besser gewürdigt als der jetzige Apostolische Nuntius, der einmal gesagt habe: "Wir beugen uns mit Verehrung vor diesen Arbeitern und küssen mit Dankbarkeit ihre Hände, die uns Tag für Tag so viel Gutes schaffen." Drittens bewahre die Kirche dem Arbeiter die Würde der menschlichen Person. Je mehr sich eine soziale Neuordnung von Gott entferne, um so mehr nähere sie sich der Sklaverei. Schließlich künde die Kirche in ihrem Sozialprogramm die gottgegebene Ordnung im Zusammenleben der Menschen.
Der Bischof, der in seiner Rede oft vom stürmischen Beifall der über 5000 Teilnahmer unterbrochen wurde, empfing durch den KAB Verbandspräses Dr. Hermann Joseph Schmitt, und dem Verbandsvorsitzenden, Landtagspräsident Joseph Gockeln, das Gelöbnis der Arbeiterschaft, ihm beim bischöflichen Wirken in der industriellen Welt zu helfen.
Dem "Jahresbericht 1958" ist zu entnehmen, daß an der gut gelungenen Karnevalsfeier am 16. Februar 1958 etwa 250 Personen teilnahmen, Mitglieder des Vorstands sich am Delegiertentag des Bezirksverbandes und an Fortbildungsveranstaltungen in Haltern beteiligten und an der Feier des 75-jährigen Bestehens der KAB St. St. Cyriakus eine Abordnung der KAB Herz-Jesu teilnahm. Als Festredner sprach dort Bundesfamilienminister Dr. Würmeling. Ferner wird berichtet, daß der Altentag am 9. Oktober 1958 dank der guten Vorbereitung durch Bernhard Niewerth und seinen Mitarbeitern einen sehr guten Verlauf genommen und auch die Nikolausfeier für die Kinder der KAB am 9. Dezember 1958 - mit der Hilfe von Schwester Rosaria bei der Gestaltung - allen Beteiligten viel Freude gebracht habe. Für tödlich verunglückten Verbandsvorsitzenden Joseph Gockeln habe man am 19. Dezember 1958 eine Gedenkstunde im Kolpinghaus Gladbeck gehalten, wobei Diözesanpräses Prälat Wilhelm Mertens die Gedächtnisrede hielt.
1959
Zur Jahreshauptversammlung am 4. Januar 1959 waren im Westfälischen Hof nur 39 Mitglieder erschienen. In einem Zeitungsbericht vom Montag, dem 5. Januar 1959, ist folgendes zu lesen:
1960 wird goldenes Jubelfest gefeiert
"Im Westfälischen Hof hielt die KAB Herz-Jesu am Sonntagvormittag ihre Jahreshauptversammlung ab. Vorsitzender B. Niewerth konnte neben Präses Kaplan Horstmann als neues Mitglied den Kreisgeschäftsführer der CDU Dopatka begrüßen.
In seiner kurzen Ansprache dankte der Präses allen seinen Mitarbeitern und forderte alle KAB-Mitglieder auf, auch im neuen Jahre an der Verwirklichung der Ziele der KAB mitzuhelfen. Nach den Berichten der einzelnen Vorstandsmitglieder, die eine gute und erfolgreiche Jahresarbeit nachwiesen, schritt man zur Wahl des neuen Vorstandes. Er setzt sich im neuen Geschäftsjahr wie folgt zusammen:
1. Vorsitzender Bernhard Niewerth, 2. Vorsitzender Hans Düngelhoff, 1. Kassierer Jakob Lassak, 2. Kassierer Karl Wuff, 1. Schriftführer Viktor Raschtzik, 2. Schriftführer Josef Grobetz. Beisitzer wurden die Mitglieder Rentmeister, Dopatka, Paschke, Weidenfeller und Schneider. Zum Invalidenobmann wurde Franz Wiechers bestimmt.
Der Verein, der gegenwärtig 263 aktive Mitglieder hat, will im kommenden Jahre 1960 sein 50-jähriges Bestehen in würdiger Weise begehen. Die erste Vorbereitung zur Gestaltung dieses Jubiläums werden schon jetzt in Angriff genommen. Eingehend wurde sodann über die Mitgliederwerbung und die Durchführung der Betriebsrätewahlen gesprochen. Hierzu betonte Hans Düngelhoff, daß es notwendig sei, alle christlichen Kräfte in den Betrieben und an den Arbeitsstätten zu einen und in gemeinsamer Aktion zusammenzustehen. Nur dann werde das Abkommen Wirklichkeit, das Joseph Gockeln kurz vor seinem Tode unterzeichnet habe."
Neben den schon zur Tradition gewordenen Karnevals-, Altentags-und Nikolausfeiern wurde im Jahre 1959 in Vorbereitung auf das goldene Jubiläum der KAB Herz-Jesu eine intensive Mitgliederwerbung durchgeführt. Am 25. Oktober 1959 konnten rund 100 neue Mitglieder in die KAB der Gemeinde aufgenommen werden. Bei der Aufnahmefeier, zu der auch der Stadtverbandspräses, Berufsschulpfarrer Franz Düsterhus, erschienen war, sprach Rechtsanwalt und Notar Bernhard Roghmann zum Thema: "Die Bedeutung und Wichtigkeit der Laienarbeit in unserer Zeit".
Der "Jahresbericht 1959" beklagt, daß die meisten Monatsversammlungen trotz guter Themen nur schlecht besucht waren. Als wichtigste Tagung des Jahres wird der Verbandstag der KAB vom 7. bis zum 10. Mai 1959 bezeichnet, an dessen Schlußkundgebung mit Ansprache von Bischof Dr. Franz Hengsbach auch die Bannerabordnung und zahlreiche Mitglieder der KAB Herz-Jesu teilnahmen. Eine größere Anzahl Mitglieder war am 23. Juni 1959 zu den Jubiläumsfeierlichkeiten am Grabe des hl. Liudger nach Werden gefahren.
24. Vom Goldjubiläum bis zum Konzilsende
1960-1965
1960
In der Jahreshauptversammlung am 7. Februar 1960 waren trotz schriftlicher Einladung nur 77 Mitglieder anwesend. Obwohl 14 Mitglieder im Jahre 1959 gestorben waren, zählte am 1. Januar 1960 die KAB Herz-Jesu 334 Mitglieder, von denen etwa 100 bei der letzten Werbeaktion für die KAB gewonnen werden konnten. Nach seinem Kassenbericht erkärte Jakob Lassak, daß er seit 50 Jahren Kassierer der KAB sei, und nun aus Altersgründen (er sei 89 Jahre alt) seinen Posten abgeben möchte.
Bei den Vorstandswahlen wurden gewählt:
1. Vorsitzender: Hans Düngelhoff, 2. Vorsitzender: Karl-Heinz Kotylla, 1. Schriftführer: Viktor Raschtzik, 2. Schriftführer: Josef Grobetz, 1. Kassierer: Heinrich Weidenfeller, 2. Kassierer: Max Landkocz, Invalidenobmann: Franz Wiechers, Stellvertreter: Josef Haase, Beisitzer: Rentmeister, Dopatka, Neurohr, Paschke, Schneider, Kleinen, Deleaierte: Grewer, Leygraf, Schacht, Landkocz, Weidenfeller, Rentmeister, Fahnenabordnung: Heinz Martin, Theo Wischermann, Paschke, Weidenfeller, Kassenprüfer: Albert Pischny, Werner Szigel.
Auf Vorschlag des Vorsitzenden wurde der aus dem Vorstand ausscheidende Jakob Lassak einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt.
Das goldene Jubiläum am 1. Mai 1960
Am Sonntag, dem 1. Mai 1960, wurde das 50-jährige Bestehen der KAB Herz-Jesu gefeiert.
Zur Vorbereitung fand vom 28. bis zum 30. April ein Triduum statt. Pater Munkler SAC hielt die Predigten, die am Samstag, dem 30. April 1960, mit einer religiös-sozialen Feierstunde für den gesamten Bezirksverband der KAB abgeschlossen wurden.
Am Sonntag begann um 7.30 Uhr das feierliche Hochamt mit Gemeinschaftskommunion. Die Predigt hielt der Stadtverbandspräses der KAB, Berufsschulpfarrer Franz Düsterhus.
Im Westfälischen Hof, in dem vor 50 Jahren die KAB Herz-Jesu als "Katholischer Knappen- und Arbeiterverein St. Michael der HerzJesu-Pfarre" gegründet worden war, fand im Anschluß an das Hochamt ein gemeinsames Frühstück statt. Der Westfälische Hof hätte beinahe die vielen Jubiläumsgäste nicht fassen können. Der 1. Vorsitzende Hans Düngelhoff begrüßte zahlreiche Ehrengäste, Vertreter der Kolpingfamilie, des KKV, des Katholikenausschusses, des KAB-Bezirkes und die Vertreter der Geistlichkeit.
Die Grüße der Gäste leitete Oberstadtdirektor a.D. Franz Reckmann ein, der als Kind einer Bergarbeiterfamilie aus der Pfarre auf die enge Zusammenarbeit mit KAB-Männern in der Kommunalpolitik hinwies. Pfarrer Dr. Walter Kerstiens, nun an St. Michael in Buer-Hassel wirkend, bezeichnete seine frühere Tätigkeit als Präses der KAB in Herz-Jesu als eine gute Vorschule. Hier sei noch viel christliche Substanz zu finden.
Pfarrer Telohe nannte die KAB eine "Elitetruppe" der Pfarrgemeinde. Er dankte den KAB-Mitgliedern für ihre Mitarbeit in der Pfarre und erklärte, daß die Gemeinschaft der katholischen Arbeiter selbst in der Zeit des Versammlungsverbots im Stillen weitergelebt habe. Auch in Zukunft müsse die KAB so opferbereit sein. Im Gebet gedachten die Festteilnehmer dann der Toten des Krieges, der Arbeit und der Verstorbenen des Vereins.
Prälat Wilhelm Mertens sprach dem Jubiläumsverein die Glückwünsche des Bezirksverbandes, des Bezirkssekretärs Joseph Köhler und der Diözesanleitung der KAB aus. Sein besonderer Gruß galt den Jubilaren. Das Jubiläum falle auf den Tag des heiligen Josef. Oft werde gerade von diesem Heiligen eine falsche Darstellung gegeben. "Der heilige Josef ist ein Mann mit schwieligen Händen", erklärte Prälat Mertens. Er sei für den KAB-Mann ein Ideal, ein Mensch, auf den man sich verlassen kann.
Auch der hl. Gideon, der gegen den Götzendienst ankämpfte, müsse ein Beispiel sein. "Wenn alle Mitglieder aktiv wären, sähe es auch in Bottrop anders aus. Ihr könnt die Dinge ändern, wenn Ihr wollt!" Mit Nullen sei diese Schlacht nicht zu schlagen. Unsere Zeit verlange Menschen, die bis auf den Kern katholisch seien. Für die KAB Herz-Jesu ergebe sich daraus auch im nächsten halben Jahrhundert eine Verpflichtung.
Vorsitzender Hans Düngelhoff und Präses Kaplan Horstmann ehrten anschließend die Jubilare. Allen wurde das Buch "Lourdes" mit einer persönlichen Widmung des Verbandspräses der Westdeutschen KAB, Prälat Dr. Schmitt, überreicht. Die goldene Ehrennadel erhielten die zehn Gründer: Wilhelm Overbuschmann, Franz Goworek, Jakob Lassak, Wilhelm Kerkhoff, Josef Antonin, Heinrich Köllner, Adolf Rautenberg, Johann Geise, Albert Piontek und Max Kunkel, dazu die acht Mitglieder, die seit 1910 Mitglied sind: Josef Pawlaczak, Anton Cuber, Heinrich Massenberg, Hermann Backhaus, Paul Reißmann, August Bröckling und Wilhelm Sandforth.
Die Silbernadel der KAB wurde 19 Mitgliedern angesteckt, davon gehören 16 dem Verein über 30 Jahre, drei über 25 Jahre an.
Pfarrer Telohe wurde durch Bezirkssekretär Köhler eine Ehrenurkunde der Diözese Münster überreicht. Damit wurden die Verdienste des Pfarrers als Kämpfer für die KAB und die Werkjugend an St. Lamberti in Gladbeck gewürdigt. Glückwünsche für die KAB brachten der frühere Vorsitzende der KAB Herz-Jesu, Hermann Holtbernd, der Bezirkssenior der Kolpingfamilie, Johann Maussen, und der Vorsitzende des Diözesan-Katholikenausschusses, Rechtsanwalt und Notar Bernhard Roghmann.
Prominentester unter den vielen Gratulanten war Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer. Der Kanzler, Bundesarbeitsminister Blank, die Bundestagsabgeordneten Even, Winkelheide und Harnischfeger und der Kreisvorsitzende der CDU, Worpenberg, hatten vom Bundesparteitag der CDU aus dem Jubelverein ein Glückwunschtelegramm zugesandt.
Ehrendomherr Dechant Bruns erinnerte in seiner Glückwunschansprache daran, daß die KAB Herz-Jesu eine der ersten "Neugründungen" nach dem Krieg und ein Vorbild für den Wiederaufbau gewesen sei. Innerlich habe man diese KAB nicht zerschlagen können. Heute seien die Schwierigkeiten nicht geringer. Es gelte darum weiter aktiv zu sein.
Kaplan Wilhelm Horstmann sagte den Gratulanten Dank. Vorträge des Musiktrios Arthur Thomas und ein Prolog gaben der Feierstunde einen festlichen Rahmen.
Von den weiteren Veranstaltungen und Versammlungen im Jubiläumsjahr 1960 sind zu nennen: Der Vortrag von Hans Dopatka über "Die Verantwortung des katholischen Arbeiters für die Gemeindepolitik" am 10. Juli 1960, das Referat von Franz Hrabowsky über "Die westliche Verteidigungsgemeinschaft" am 18. September 1960 und der Bericht von Günter Schröder über "Eigentumsbildung in Arbeiterhand: Preussag- und VW-Aktien" am 13. November 1960.
Erfolgreich verlief der Altentag am 25. Oktober 1960 im Westfälischen Hof. Mit Hilfe von Schwester Rosaria und einer Gruppe aus dem Kindergarten wurde die Nikolausfeier am 7. Dezember 1960 zu einem festlichen Ereignis für alle KAB-Kinder.
1961
Die erste Versammlung im neuen Jahr wurde am 8. Januar 1961 vom Vorsitzenden Hans Düngelhoff eröffnet. Der Ehrenpräses, Pfarrer Heinrich Telohe, sprach über die Volksmission, die von 7. bis zum 21. Mai 1961 in der Herz-Jesu-Pfarre gehalten wird. Hans Leygraf hielt ein Referat zum Thema: "Arbeiter, die Kirche zerbrach deine Ketten".
Die beliebteste und am besten besuchte der geselligen Veranstaltungen der KAB war 1961 wie in den Vorjahren die Karnevalsfeier im Westfälischen Hof. Nach Abzug der Unkosten blieb noch ein -für 1961 ansehnlicher - Betrag von 265,00 DM übrig, der zugunsten des Afrika-Opfers der KAB verwendet wurde.
Am 25. Februar 1961 wurde ein Betrag von 2000,00 DM von der Oberfinanzdirektion Münster an die Stadtsparkasse Bottrop zur Verfügung von Viktor Raschtzik Bottrop, Zeppelinstr. 11, als Vermögensträger des Kath. Knappen- u. Arbeitervereins "St. Michael" Bottrop, Herz-Jesu-Pfarre, überwiesen. Der Schriftführer Viktor Raschtzik vermerkte dazu im Protokollbuch:
"Den Betrag habe ich auf das Sparkonto der KAB Herz-Jesu eingezahlt. Es handelt sich um eine Rückerstattung bzw. Wiedergutmachung des in der Nazi-Zeit beschlagnahmten Vermögens des Vereins. Die Verhandlung beim Landgericht Dortmund, Wiedergutmachungskammer, in der Rückerstattungssache "KAB Herz-Jesu Bottrop / gegen Deutsches Reich" wurde für die KAB Herz-Jesu von Viktor Raschtzik, Bottrop, Zeppelinstr. 11, geführt. In dieser Verhandlung, die am 18. Oktober 1960 stattfand, habe ich mich mit einer Rückerstattung von 2000,00 DM einverstanden erklärt. Mit der Überweisung des Betrages ist die Angelegenheit als erledigt zu betrachten. Der Antrag wurde am 31. März 1958 gestellt."
Der 90. Geburtstag des Ehrenvorsitzenden
Am 24. April 1961 wurde der Ehrenvorsitzende Jakob Lassak 90 Jahre alt. Von den Berichten der verschiedenen Zeitungen sind im folgenden die Artikel der Ruhr-Nachrichten wiedergegeben:
D e r G e m e i n s c h a f t v e r p f l i c h t e t
Jakob Lassak vollendet heute das 90. Lebensjahr.
"Wer ihn sieht und wer mit ihm spricht, glaubt nicht, einen 90jährigen vor sich zu haben. Und doch vollendet am heutigen Montag Jakob Lassak, An der Kornbecke 6, sein 90. Lebensjahr. Er ist geistig hellwach und auch körperlich noch gut zurecht.
Seine Wiege stand in Klein-Peterwitz, Kreis Ratibor, am Hultschiner Ländchen gelegen. Am 19.1.1890 verließ er die Heimat und ging nach Berlin. Aber in Berlin hielt es ihn nicht. Durch Vermittlung eines Landsmannes kam er nach Bottrop.
Zunächst enttäuscht
Am 5.7.1890 machte Jakob Lassak seine erste Schicht über Tage auf Prosper I. Zunächst war er von Bottrop sehr enttäuscht und er glaubte damals nicht, daß er hier bleiben würde. Aber er wurde seßhaft und er blieb hier. Schon über 70 Jahre ist das her.
Zuerst im Turnverein
Als junger Mann suchte er Abwechslung, so trat er 1892 dem Bottroper Turnverein bei. 1897 heiratete er zum ersten Male. Nach sechs Jahren starb seine Frau. Sie hatte ihm zwei Töchter geschenkt. 1904 heiratete er dann seine jetzt noch lebende Gattin, die ihm zwölf Kinder schenkte.
In Organisationen und Verbänden
1897 trat er den Christlichen Gewerkschaften bei und wurde gleich Vertrauensmann. Von 1908 bis 1933 war Kassierer der Zahlstelle Bottrop. Von 1921 bis 1933 versah er gewissenhaft das Amt eines Knappschaftsältesten.
50 Jahre Kassierer der KAB
Im Jahre 1905 trat Jakob Lassak der KAB bei. Von 1910 bis 1960 -50 Jahre hindurch - versah er in der KAB das Amt des Kassierers. Die Kassenbücher sind von ihm bis ins hohe Alter vorbildlich geführt worden.
14 Jahre Ratsherr
Von 1919 bis 1933 gehörte er der Gemeinde- und Stadtvertretung als Mitglied der'Zentrumspartei an.
Von 1920 bis zum heutigen Tage noch ist er Mitglied des Kirchenvorstandes der Herz-Jesu-Pfarre. Innerhalb der Pfarrfamilie hat er stets eifrig mitgearbeitet und auch heute noch gilt sein Rat viel.
Er hat die Konsumfiliale "Wohlfahrt" auf der Gladbecker Straße gegründet und später auch die auf dem Westring und an der Essener Straße.
Vorbildlicher Familienvater
Trotz seiner vielen Ehrenämter hatte er immer noch Zeit für seine große Familie. Es gab dort allezeit einen guten Zusammenhalt. Von den 14 Kindern leben noch elf. Dazu kommen 19 Enkel und zwei Urenkel.
Die ganze Entwicklung Bottrops vom Dorf bis zur Bergarbeitergroßstadt hat der Altersjubilar miterlebt. Unsere Heimatzeitung wird in der Familie Lassak seit eh und je gehalten.
An seinem heutigen 90. Geburtstag werden sich gewiß zahlreiche Gratulanten einfinden und er wird auch einige Ehrungen erfahren. Wir beglückwünschen den allseits geschätzten und beliebten Mitbürger, der sich stets der Gemeinschaft verpflichtet fühlte, recht herzlich zu seinem hohen Wiegenfeste. Möge ihm weiterhin ein gesegneter Lebensabend beschieden sein."
Aus: R u h r - N a c h r i c h t e n, Bottroper Volkszeitung,
Montag, den 24. April 1961
Durch 50 Jahre Kassierer der KAB
J a k o b L a s s a k
P a p s t u n d B u n d e s p r ä s i d e n t e h r e n v e r d i e n t e n B o t t r o p e r
Jakob Lassak erhielt Verdienstkreuz und päpstlichen Orden
"Ungewöhnlich war die Ehrung, die gestern einem Bottroper zuteil wurde: Zu seinem 90. Geburtstag erhielt der frühere Bergmann, der christliche Gewerkschafter, Zentrums-Ratsvertreter und heute noch aktive KAB-Ehrenvorsitzende Jakob Lassak, an der Kornbecke 6, aus der Hand des Oberbürgermeisters Roghmann die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Anschließend heftete ihm der Diözesanpräses der KAB, Prälat Mertens, den päpstlichen Orden "pro ecclesia et pontifice" an. Zahlreiche Gratulanten hatten sich eingefunden, um den betagten Bottroper, der sich um seine Heimatstadt, um seinen Berufsstand und um seine christliche Standesorganisation verdient gemacht hat, zu beglückwünschen.
OB Roghmann sprach dem Altersjubilar seine persönlichen Glückwünsche aus und betonte dann, daß auch die Öffentlichkeit Anlaß habe, an diesem Wiegenfest Anteil zu nehmen. Jakob Lassak, den der Lebensweg vor 70 Jahren nach Bottrop führte, habe sich in den Jahren von 1919 bis 1933 als Ratsvertreter ununterbrochen uni das Wohl unserer Stadt bemüht und aus reicher Erfahrung viele Anregungen gegeben. Der Bundespräsident habe diese Verdienste durch die Verleihung der Verdienstmedaille gewürdigt.
Landesminister grüßt
Mit den Grüßen und Glückwünschen des Regierungspräsidenten überreichte Oberbürgermeister Roghmann die Auszeichnung und die vom Bundespräsidenten unterzeichnete Urkunde. Besondere Grüße des Landesarbeits- und Sozialministers Grundmann an den alten Gewerschaftler konnte der Oberbürgermeister ebenfalls überreichen. Namens der Stadt übergab Roghmann ein Anschreiben und eine Blumenvase mit dem Wappen Bottrops.
Dank für die Treue
Prälat Mertens ehrte Jakob Lassak als den alten Gewerkschaftler, Genossenschaftler und KAB-Mann. Eine Ehrung für Jakob Lassaks 50jährige Tätigkeit als "Zahlmeister" in der KAB sei schon voraufgegangen. Prälat Mertens dankte dem Jubilar für seine Treue zur KAB. "Die Arbeiter sind auch in der Politik die treuesten Männer." Der Diözesanpräses der KAB gratulierte auch im Namen des Bezirksvorstandes der KAB, des Diözesanverbandes im Bistum Essen und des Westdeutschen Verbandes. Außerdem entbot er den herzlichen Gruß des Bischofs und des Generalvikariats von Essen.
Ehrung für die ganze KAB
Durch Vermittlung des Diözesanbischofs - so sagte Prälat Mertens - habe Papst Johannes XXIII. Jakob Lassak mit dem Orden "pro ecclesia et pontifice" ausgezeichnet. Der Prälat heftete dem Jubilar die höchst selten verliehenen Auszeichnung an und überreichte ihm die durch den Papst ausgestellte Urkunde. "Mit Ihnen ist die ganze KAB stolz auf diese Ehrung."
In der Gemeinde aktiv
Pfarrer Telohe lobte in seinem Grußwort die rege Aktivität Jakob Lassaks in der Gemeinde Herz Jesu. Seit 1920 sei er bis heute im Kirchenvorstand tätig und immer habe er sich zur Verfügung gestellt, wenn Helfer benötigt wurden. Der Wunsch des Pfarrers im Namen der Gemeinde lautete, daß Jakob Lassak noch die 100-Jahresgrenze überschreiten möge. Im Auftrag der KAB Herz-Jesu gratulierte Vorsitzender Hans Düngelhoff dem Mitbegründer. Neben anderen Angebinden überreichte er eine Ketteler-Plakette.
"Größe Freude meines Lebens"
Mit Tränen der Rührung in den Augen gestand Jakob Lassak, daß er solche Freude in seinem Leben noch nie erlebt habe. "Was ich getan habe, habe ich gern getan. Es war das, was jeder tun müßte." Er werde die Auszeichnungen mit Stolz tragen, stellvertretend für alle aktiven Mitarbeiter in der KAB."
Aus: R u h r - N a c h r i c h t e n, Bottroper Volkszeitung,
Dienstag, den 25. April 1961
In der Monatsversammlung am 18. Juni 1961 berichtete der Altersjubilar, Ehrenvorsitzender Jakob Lassak, nachdem die Versammelten ihn besonders geehrt hatten, in einem kurzen Rückblick über seine Tätigkeit als Kassierer. Seit der Gründung bekleidete er dieses Vereinsamt. Besonders ging er auf die Zeit des Dritten Reiches ein und schilderte vor allem, wie er den Fortbestand der Sterbeversicherung erhalten konnte.
Am 10. September 1961 wurde in der Monatsversammlung im Westfälischen Hof der Präses, Kaplan Wilhelm Horstmann, von den zahlreich erschienenen Mitgliedern verabschiedet. In einer Dankansprache wünschte der 1. Vorsitzende, Hans Düngelhoff, dem Präses für die Zukunft Gottes Segen und bat ihn, die KAB Herz-Jesu nicht zu vergessen und ihrer im Gebete zu gedenken. In seiner Abschiedsrede dankte der Prräses seinerseits allen, die geholfen haben, die Arbeit zum Wohle der KAB mitzutragen.
Ferner gab Hans Düngelhoff das Scheiden des 2. Vorsitzenden, Karl-Heinz Kotylla, bekannt, der ebenfalls Bottrop verlasse. Seit eineinhalb Jahren habe er das Amt des 2. Vorsitzenden bekleidet. Aus beruflichen Gründen müsse er nun fortziehen. Auch ihm widmete der Vorsitzende herzliche Dankes- und Abschiedsworte.
Im Hinblick auf die am 17. September 1961 stattfindenden Wahlen zum vierten deutschen Bundestag hatte die KAB Herz-Jesu den Bundestagsabgeordneten Johann Harnischfeger als Referenten gewonnen, der in einem einstündigen Vortrag die Tätigkeit der Bundesregierung in den letzten 12 Jahren schilderte und aufzeigte, wie in dieser Zeit das Ansehen Deutschlands in der ganzen Welt gestiegen, welch ein wirtschaftlicher Aufschwung zu verzeichnen sei und welche soziale Besserstellung z.B. der Rentner erfahren habe.
In der Monatsversammlung vom 15. Oktober 1961 wurde als neuer Präses Kaplan Günter Berghaus vom 1. Vorsitzenden Hans Düngelhoff, der gleichzeitig Vorsitzender des Stadtverbandes der KAB in Bottrop war, in sein Amt eingeführt.
Der neue Präses dankte für die freundliche Einführung durch den 1. Vorsitzenden und betonte, daß er selbst Mitglied der KAB sei und schon als Vikar von Niederwenigern KAB-Präses gewesen sei. Er nehme sich zum Vorbild Nikolaus Groß, den Schriftleiter der "Westdeutschen Arbeiterzeitung", der im Januar 1945 hingerichtet wurde und den man im Zusammenhang mit dem 20. Juli 1944 als Märtyrer unserer Zeit bezeichnen könne. Die KAB habe in der Kirche eine große Aufgabe, die wirklich missionarisch sei, denn der katholische Mann stehe in einem Milieu, in das ein Priester nicht immer hineinkommen könne. Dort müsse der Arbeitskamerad, der KAB-Mann, im Sinne Gottes und der Kirche wirken.
Am 12. November 1961 gedachten die zur Monatsversammlung erschienen Mitglieder besonders des am 7. November 1961 verstorbenen Bischofs von Münster, Dr. theol. Michael Keller, des Gründers der Sozialen Seminare. Studienrat Ferdinand Pieper hielt einen Vortrag zum Thema: "Soziale Gerechtigkeit und soziale Liebe, die Grundlagen jeder Gemeinschaftsordnung".
Über 200 Kinder hatten sich am 7. Dezember 1961 zur Nikolausfeier der KAB eingefunden. Schwester Rosaria sorgte mit ihrer Spielschar für die Unterhaltung. Für den Organisationsablauf zeichnete der 1. Kassierer, Heinrich Weidenfeller, verantwortlich. Franz Peters übernahm die Darstellung des hl. Nikolaus.
In der Monatsversammlung vom 10. Dezember 1961 hielt der Präses, Kaplan Günter Berghaus, einen Vortrag über das II. Vatikanische Konzil. Am Nachmittag wurde vor der Schachtanlage Rheinbaben eine St. Barbara-Statue geweiht. Die Fahnenabordnung und zahlreiche Mitglieder nahmen an der Weihe teil.