Bis zum Ersten Weltkrieg

1910-1914

In der folgenden Versammlung wurde der Vorstand gewählt. Diesem ersten Vorstand gehörten neben dem Präses Kaplan Heinrich Ordelheide und dem Vizepräses Bernhard Schlagkamp noch an: Jakob Lassak, Anton Bludau, Josef Bugdoll, Johann Gornik, Bernhard Heitfeld, Bernhard Kampmann, Heinrich Köliner und Bernhard Lohe. Der volle Name des Vereins lautete: "Katholischer Knappen- und Arbeiterverein St. Michael der Herz-Jesu-Pfarre".
Im Juni 1910 gab der Knappenverein der Mutterpfarre St. Cyriakus 134 Mitglieder an den neugegründeten Verein ab. Am 1. Oktober 1910 betrug die Mitgliederzahl über 200.
Der 4. Dezember 1910 vereinigte über 4 000 Männer aus Bottrop zur Feier des religiösen Sonntags. Hauptredner der Versammlung im Jansen'schen Saale (der späteren Schauburg) war Pater Joseph Vonavka aus Prag.
P. Vonavka, der bis zu seinem Tode im Felde 1918 regelmäßig die Herz-Jesu-Pfarre zur Pastoration der Mähren besuchte, war ein enger Freund von Prof. Dr. Franz Hitze und hatte dessen Schriften ins Tschechische und Mährische übersetzt.
Im Verein bildete sich bald eine Gesangs- und eine Theaterabteilung. So konnte am 15. Januar 1911 die erste Weihnachtsfeier des Vereins recht festlich begangen werden: Am Morgen war gemeinschaftliche hl. Kommunion, am Nachmittag festliche Andacht und am Abend Familienfeier mit Theater.
Die erste Generalversammlung fand am 5. März 1911 statt.
Im Mai 1911 wurde der Präses, Kaplan Heinrich Ordelheide, nach Olfen versetzt. Im Juni 1911 wurde an seiner Stelle Kaplan Bernhard Hugenroth als zweiter Präses eingeführt. Am Fronleichnamstag 1911 wurde die Vereinsfahne geweiht. Die ersten Fähnriche waren Rüdiger, Tenorth und Hermann. Am 3. September 1911 fand der erste Familienausflug des Vereins statt. Ziel war das Ausflugslokal Henning in Osterfeld.

Unter der Teilnahme aller am Orte bestehenden Knappen- und Arbeitervereine fand am 24. September 1911 ein Ketteler-Tag statt, der äußerst glanzvoll verlief.

Die Theaterabteilung wagte sich bald auch an schwierigere und größere Bühnenstücke heran. So wurde auf der Weihnachtsfeier am 7. Januar 1912 das anspruchsvolle Stück "Der Feind des Messias" von P. Humpert O.M. aufgeführt.

Das erste Stiftungsfest wurde am 28. Juli 1912 in eindrucksvoller Weise begangen. Beim Festgottesdienst mit Gemeinschaftskommunion trug die Gesangsabteilung einige mehrstimmige Lieder vor. Nach dem Empfang der Brudervereine aus Bottrop und der Umgebung fand nachmittags eine kurze Festandacht statt. Ihr folgte der Festzug mit Fahnen und Musik durch verschiedene Straßen der Gemeinde.

In der anschließenden Versammlung im Kolpinhaus verlas der Präses, Kaplan Bernhard Hugenroth, u.a. auch die Grußbotschaft des Diözesanpräses, Pfarrer Friedrich Beelert. In seiner Festrede ermunterte der Pfarrer von Herz-Jesu, Theodor Wolters, die Arbeiter, Mut und Vertrauen kommenden Kämpfen entgegenzusehen.

Um 20 Uhr vereinigte ein Familienabend die Mitglieder mit ihren Angehörigen ebenfalls im Gesellenhaus. Dabei führte die Theaterabteilung mehrere Bühnenstücke auf.

Am 8. September 1912 wurde vom Ortskartell der christlichen Gewerkschaften ein Gewerkschaftsfest veranstaltet, an dem die Knappen- und Arbeitervereine aus Bottrop teilnahmen. In der Festversammlung im Saalbau Jansen (Schauburg) sprach Dr. Carl Sonnenschein, der spätere Großstadt-Apostel von Berlin, über die Ursachen des Fortschritts der christlichen Gewerkschaftsbewegung.

Im Januar 1913 hatte der Verein über 300 Mitglieder.

Am Sonntag, dem 14. Dezember 1913, wurde der bisherige Präses Kaplan Bernhard Hugenroth, der zum Pfarrektor der St. Michaels-Gemeinde ernannt worden war, in einer Feierstunde verabschiedet. Der Verein schenkte ihm ein prachtvolles Bild: "Jesus vor dem Hohen Rat". Bei der gleichen Veranstaltung wurde der dritte Präses des Vereins, Kaplan Franz Uhlenbrock, durch Pfarrer Theodor Wolters in sein Amt eingeführt.

Bei der "Christbaumfeier" am 26. Dezember 1913 wurden im Westfälischen Hof die Theaterstücke "Ein Weihnachtsabend" und "Die Marienritter" durch die Theaterabteilung aufgeführt. Das Können der Spieler wurde allgemein bewundert und gelobt. 

Im Ersten Weltkrieg

1914-1918

Im August 1914 brach der I. Weltkrieg aus. Von den 390 Vereinsmitgliedern wurden bis Mitte Dezember 95 junge Männer zu den Waffen einberufen. An diese wurden im Oktober vom Verein Liebesgaben, im Dezember Weihnachtspakete geschickt. Auf der Generalversammlung am 18. Dezember 1914 gedachten die Vereinsmitglieder ihrer fünf gefallenen Soldaten.

Dem Ernst der Zeit entsprechend fand am Neujahrstage 1915 nur eine kleine Weihnachtsfeier statt.

Am 5. September 1915 wurde in einer patriotischen Wohltätigkeitsveranstaltung auf dem Pferdemarkt der Eiserne Aar enthüllt. Am voraufgehenden Festzug durch mehrere Straßen des Ortes nahmen die Vereinsmitglieder mit Fahne, Mütze und Abzeichen teil und waren zur anschließenden Nagelung eingeladen. Für das Einschlagen eines gewöhnlichen Nagels war eine Spende von 50 Pfennigen zu entrichten.

Mehrere Wochen hindurch wurden Vereine, Schulklassen und Belegschaften von Betrieben zur Nagelung geführt. Es wurden Nagelkarten vertrieben zum Preise von 50 Pfg., 1 M., 2 M., 5 M., 10 und 20 M. Außerdem gelangten Postkarten und Denkmünzen zum Verkauf.

Noch heute kann der Eiserne Aar im oberen Rathausflur besichtigt werden.

Am Mittwoch, dem 17. November 1915, gab der Präses, Kaplan Franz Uhlenbrock bekannt, daß 120 Vereinsmitglieder im Felde stünden, 19 bereits den Heldentod gestorben seien. Kaplan Franz Hülsey aus Osterfeld hielt in dieser Versammlung einen dreistündigen Vortrag über seine Erlebnisse auf dem Kriegsschauplatz und in der Gefangenschaft. Während einer Pause wurde eine Tellersammlung zum Besten der im Felde stehenden Vereinsmitglieder abgehalten.

In der Generalversammlung am 12. Dezember 1915 gab der Präses einen kurzen Überblick über das verflossene Vereinsjahr: "Der Verein zählt 350 Mitglieder, davon 120 im Krieg, 19 sind bereits gefallen. Für jeden Gefallenen wurde ein Seelenamt gehalten. Vier Mitglieder sind ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz 2. bzw. 1. Klasse, mehrere sind vermißt. Alle einberufenen Vereinsmitglieder sind auf Vereinskosten in die Kriegsversicherung aufgenommen und stehen in regem schriftlichen Verkehr mit dem Präses, der ihnen regelmäßig die "Glocken der Heimat" und in letzter Zeit unser Kirchenblatt zusendet. Zweimal sind Liebesgabenpakete verschickt worden." Die Versammlung beschloß eine erneute Sendung von Liebesgaben.

Wie in den Vorjahren nahm der Verein am 13. August 1916 an der Wallfahrt nach Kevelaer teil.

Am 17. Oktober 1917 wandten sich der Bezirkspräses Pfarrer Wilhelm Wenker und Arbeitersekretär Georg Stieler vom Bezirksverband Gladbeck an die Mitglieder der katholischen Arbeiter- und Knappenvereine mit dem Aufruf:

"Zeichnet Kriegsanleihe, soviel in Euren Kräften steht und helft dadurch einem baldigen glücklichen Frieden die Wege ebnen." 

Für die gefallenen Mitglieder veranstaltete der Verein am Sonntag, dem 18. November 1917 eine besondere Gedenkfeier. Morgens nahmen die Mitglieder mit ihren Angehörigen an der Generalkommunion teil. Am Nachmittag hielt der Präses in der Andacht vor dem Bilde der Schmerzhaften Mutter, das eigens von seinem Platz aus in den Chorraum übertragen worden war, nach der Litanei und dem Liede "0 Gott und Vater voll der Huld" eine kurze Predigt, in der er es verstand, Trost den Trauernden und Ermutigung den Bangenden zuzusprechen. Vor dem Segen beteten Kinder mit heller Stimme ein kurzes Gebet für die im Felde stehenden Soldaten. Die einfache, ernste und doch so ergreifende Feierstunde fand nachhaltigen Anklang.
Die Weihnachtsfeier am 20. Januar 1918 entsprach dem Ernst der Kriegszeit. Kinder führten ein zweiaktiges Weihnachtsspiel "Belohnte Kindesliebe" und "Engelreigen" auf. Der geistliche Konrektor Bernhard Potthoff aus Osterfeld hielt die Festrede. Die Theaterabteilung führte das Spiel "Friede und Liebe" auf.

Am 15. Februar 1918 erhielt der Ehrenpräses Pfarrer Theodor Wolters seine Ernennung zum Pfarrer von St. Urbanus in Buer. Kaplan Wilhelm Runtenberg in Werne (Lippe) wurde zum Pfarrer von Herz-Jesu in Bottrop ernannt und am 24. März in sein Amt eingeführt. Das feierliche Seelenamt für den auf dem italienisch-österreichischen Kriegsschauplatz gefallenen Arbeiterseelsorger Pater Joseph Vonavka wurde am 16. Oktober 1918 in der Herz-Jesu-Kirche gehalten.

27. Oktober 1918 fand im Lokale der Wirtschaft Lordick (Gladbecker-/Buchenstraße) die gutbesuchte Herbsttagung der katholischen Arbeiter- und Knappenvereine des Bezirksverbandes Gladbeck statt. In seinem Referat "Deutschlands Schicksalsstunde" führte der Bezirkspräses, Pfarrer Wilhelm Wenker, u.a. folgende Gedanken aus:

"Der Weltkrieg war und ist uns Verteidigungskrieg ... Französische Zeitungen berichten, daß die Kraft der Deutschen absolut noch nicht gebrochen sei, daß der Widerstand sich versteife. Tatsächlich sind wir unbesiegt, auch wenn es uns nicht gelingt, die Hauptgegner zu werfen. Es ist ein Gebot der Stunde, diesen Glauben an unsere Widerstandskraft zu erhalten ..."

Währenddessen hatten die deutschen Matrosen gemeutert. Die Revolution drang von den Städten Kiel, Lübeck und Hamburg bis nach Berlin vor.

Am 9. November 1918 entschloß sich Kaiser Wilhelm II. zur Abdankung. In der Nacht vom 10. zum 11. November wurde der Waffenstillstand unterzeichnet. Am 11. November 1918 schwiegen die Waffen, der Erste Weltkrieg war beendet.

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