18. Neubeginn der Vereinsarbeit
1945-1947


1945


Schon früh erkannten führende Männer der katholischen Kirche die Notwendigkeit, Arbeitervereine wieder ins Leben zu rufen, um den katholischen Männern für die Gestaltung einer neuen Zeit das Rüstzeug zu vermitteln. Bedingt durch die Nöte der ersten Nachkriegswochen dauerte es eine geraume Zeit, bis der Gedanke, das Vereinsleben wieder aufzubauen, weitere Verbreitung erlangte.
Am 4. November 1945 fand nach 10jähriger Unterbrechung die erste Versammlung des Knappen- und Arbeitervereins St. Michael der Herz-Jesu-Pfarre statt. Im kleinen Saal unter der Kirche hatten sich rund 70 Männer eingefunden. Pfarrer Heinrich Telohe erklärte sich bereit, das Amt des Präses zu übernehmen. Zum provisorischen Vorstand gehörten als Vorsitzender: Holtbernd, als Kassierer: Lassak, als Schriftführer: Seidler, als Beisitzer: König, Wener und Gelse. Eine Vertrauensmännergruppe wurde ebenfalls gebildet. Damit war der erste Schritt zur Neubelebung des Vereins getan. In seiner Ansprache ging der Präses auf die Stellung und die Aufgaben des Arbeitervereins ein und appellierte an alle Mitglieder, treu und eifrig mitzuarbeiten wie auch mutig einzustehen für die Belange der christlichen, katholischen Weltanschauung. Der neue Vorsitzende dankte für das ihm geschenkte Vertrauen und erklärte seine Bereitwilligkeit zur tatkräftigen Mitarbeit am Wiederaufbau des Vereins.


1946

Dieser ersten Versammlung nach dem Kriege folgten im Laufe des Jahres 1946 noch zehn weitere. An besonderen Veranstaltungen sind zu nennen: Zwei Theateraufführungen, eine vom Stadtverband vorbereitete Ketteler-Feier in der St. Cyriakus-Kirche, eine Ketteler Feier des Vereins im großen Raum unter der Herz-Jesu-Kirche, Teilnahme am 75jährigen Jubelfest des Arbeitervereins St. Lamberti-Gladbeck, bei dem der Präses, Pfarrer Heinrich Telohe, und der Vorsitzende des Stadtverbandes, Schriftleiter Georg Budke, als Festredner amtierten. Ferner ist zu berichten, daß der Verein am "Diözesantag der katholischen Arbeitervereine im Bistum Münster" am 28. und 29. September 1946 in Recklinghausen teilgenommen hat. Dort wurde das neue Banner des Vereins geweiht. Ebenfalls nahm der Verein am 17. November 1946 teil am Herbstdelegiertentag mit abendlicher Kundgebung im Kolpinghaus.


In der Generalversammlung am 2. Februar 1947 führte der Vorsitzende Holtbernd aus:
"Unsere Versammlungen waren mäßig besucht. Die Teilnahme an besonderen Veranstaltungen war gut. Die Mitgliederzahl ist auf 200 gewachsen. Jedoch sind nicht alle unsere Erwartungen erfüllt. Die Bildung einer Jungwerkmann-Gruppe, eine der vordringlichsten Aufgaben, ist noch nicht vollzogen, da geeignete Kräfte nicht zur Verfügung standen. Eine Theatergruppe ins Leben zu rufen, scheiterte hauptsächlich an der Lokalfrage; denn es fehlt uns ein Versammlungsraum mit Bühne. Diese Frage ist überaus wichtig, um eine rechte Vereinstätigkeit zu entfalten. Im kommenden Jahre müssen wir mit vereinten Kräften diese Dinge zu lösen versuchen. Besonderer Wert ist auf die an jedem dritten Sonntag im Monat stattfindende Vorstands- und Vertrauensmännersitzung zu legen. Alle Anregungen zur guten Gestaltung unseres Vereinslebens werden dankbar entgegengenommen ..."
Eine neue Einrichtung im Verein war der Vereinsausschuß, der sich zusammensetzte:
a) aus dem Vorstand,
b) aus den Leitern aller Einrichtungen, die der Verein besaß,
c) aus sämtlichen Vertrauensmännern des Vereins,
d) aus den Mitgliedern, die in einer politischen, sozialen oder wirtschaftlichen Korporation ein Amt bekleideten.
Am 2. Februar 1947 wurde auch der Vorstand neu gewählt. Vorsitzender wurde wieder Holtbernd, zweiter Vorsitzender: Wener, Kassierer: Lassak, zweiter Kassierer: Bug, Schriftführer: Franz Gei-se, Beisitzer: Schumnik, Hubig und Probst, Kassenrevisoren: Scziegel und Pallotz.
Im Verlauf dieser ersten Generalversammlung nach dem Kriege wurden dann noch folgende Themen behandelt: Über die "Notwendigkeit jüngerer Mitglieder und geeignetes Schrifttum" sprach das Mitglied Pallotz. Das Mitglied Seidler kennzeichnete die Schwierigkeiten, in der Not der Nachkriegszeit Tageszeitungen und sonstige passende Literatur zu beschaffen und betonte, wie wichtig die aktive Mitarbeit der katholischen Männer und besonders der Jugend im gewerkschaftlichen und politischen Leben sei und erinnerte an die Wichtigkeit und Tragweite der bevorstehenden Wahlen zum Landtag am 20. April 1947.
Kollege Scheffler, Betriebsratsmitglied auf Prosper I, rügte die Lauheit und Ängstlichkeit vieler katholischer Männer in gewerkschaftlichen und weltanschaulichen Fragen. In seinem Schlußwort betonte der Präses, es sei: "...in heutiger Zeit schwierig, allen Notwendigkeiten gerecht zu werden. Dennoch müssen wir die wichtigsten Dinge irgendwie zu lösen versuchen ..." Er sprach von seinen Besuchen bei den Jubilaren, vom neuen Banner und dessen Herkunft und regte an, eifrig für den Verein zu werben.

In der Monatsversammlung am 2. März 1947 hörten die Mitglieder einen Bericht über die Vorträge des Verbandspräses Dr. Hermann-Joseph Schmidt im Josephshaus der Liebfrauen-Pfarre. Uber "Stand und Entwicklung des Werkvolkes in wirtschaftlicher, politischer und gewerkschaftlicher Hinsicht" hielt Peter Schönberger einen Vortrag. Darin befaßte er sich eingehend mit der bevorstehenden Sozialisierung des Bergbaus und sonstiger Großbetriebe und kennzeichnete die Stellungnahme aus christlicher Sicht. Die Notwendigkeit aktiver Mitarbeit, der Bildung und Schulung, stellte der Redner besonders heraus und wies darauf hin, daß die katholischen Männer die neue Zeit aus christlichem Geist mitgestalten müßten.
Am Sonntag, dem 13. April 1947, fand die nächste Versammlung statt, in der Pater Heinrich Stolte S.V.D. aus dem Paulushaus in Bottrop einen Vortrag über "Sozialisierung im Sinne des Sozialismus" hielt. Anschließend sprach der Präses, Pfarrer Heinrich Telohe, über das Männerapostolat in der Pfarrgemeinde.

Am 1. Mai wurde abends um 20 Uhr in der Herz-Jesu-Kirche eine feierliche Andacht mit Predigt für die Männer gehalten.
Mitglieder des Vereins nahmen am 18. Mai 1947 am außerordentlich gut besuchten Frühjahrsbezirkstag der katholischen Arbeitervereine des Bezirksverbandes in Buer teil. Bevor Bernhard Winkelheide, der Diözesansekretär der Katholischen Arbeitervereine der Diözese Münster, zu seinem eigentlichen Thema: "Die Katholische Arbeiterbewegung vor zeitgemäßen Aufgaben" sprach, wies er auf drei wichtige Dinge hin: Erstens müsse man sich nahe am Pulsschlag des Volkes aufhalten, wenn man mitgestalten wolle. Zweitens solle man wissen, daß diejenigen, die heute so laut nach Sozialisierung (gleich Verstaatlichung) riefen, nicht so sehr die Besitzverhältnisse zugunsten des Arbeiters geändert wissen wollten, sondern es gehe diesen Leuten um den Machteinfluß, um mit Hilfe dieser wirtschaftlichen Macht die Wirtschaft und den Menschen im Betrieb in der Hand zu haben. Drittens müsse zu der politischen Einigung im christlichen Lager eine ganze Generation stoßen, und zwar die der Soldaten, vor allem derjenigen, die in Rußland gewesen seien.
In seinem Vortrag führte er aus, die Kirche habe heute eine große Verpflichtung beim Neuaufbau einer sozialen Ordnung. Wie die Kirche schon in den ersten christlichen Jahrhunderten über vier Millionen Sklaven aus ihrer Knechtschaft befreit habe, so müsse es auch heute der Kirche gelingen, die modernen Sklavenketten der Unfreiheit zu durchbrechen. Nur im Christentum gebe es wirkliche persönliche Freiheit des Menschen. Die christliche Sozialidee gelte es den breiten Massen nahezubringen. Das christliche Ordnungsbild fuße auf der Dreiheit von Liebe, Gerechtigkeit und Menschenwürde. In diesem Sinne habe der Katholische Arbeiterverein heute eine große Aufgabe.
In den Entschließungen ging der Bezirkstag auf die brennendsten Fragen der Zeit ein:
"Im Geiste eines Bischofs Kettelers ringen wir im Zeitalter der geringen Achtung der Menschen und des Lebens um die Menschenwürde. Zur Menschenwürde gehört eine ausreichende Versorgung - Bekleidung und Wohnung. Im Namen der christlichen Menschenwürde appellieren wir an die Siegermächte sowie an die christlichen Arbeiter der Welt, uns leidendes Volk nicht dem Hunger preiszugeben ..."
Die Monatsversammlung am 6. Juli 1947 wurde "aus Anlaß des 70. Todestages des großen Arbeiterbischofs Wilhelm Emanuel Freiherr von Ketteler" als Feierstunde gehalten. Der Präses, Pfarrer Heinrich Telohe, hielt die Festansprache über "Leben und Wirken des Bischofs v. Ketteler". Es folgte ein Vortrag von Peter Schönberger über "Soziale Fragen in heutiger und damaliger Zeit". Die Feier wurde umrahmt mit gemeinschaftlichen Liedern und bereichert durch Lesungen und Gedichtvorträge.
Am Sonntag, dem 13. Juli 1947, fand in Oberhausen der Verbandstag Katholischer Arbeiter statt. Unter den "20 000 Arbeitern, die Kopf an Kopf auf dem Alten Markt standen, um sich zu den Grundsätzen einer Sozialordnung zu bekennen, wie sie dem in den Sozialenzykliken niedergelegten Wollen der Päpste entspricht" (Westfalenpost, 15.7.1947), befand sich auch eine starke Abordnung des Vereins.

In der Proklamation des Verbandstages hieß es:
"Unsere Sehnsucht nach Freiheit, Würde, Ehre und Recht des Arbeiters kann nur da Erfüllung finden, wo über alle irdischen und sozialen Maßstäbe hinweg die Menschenrechte im ewigen Gott gesichert sind. Uns geht es um die Rettung des Menschen vor der Vergewaltigung durch die Macht des tyrannischen Staates wie auch vor der Versklavung an Prinzipien rein wirtschaftlicher Zielsetzung. Uns ist die persönliche Freiheit und das Arbeitsrecht, die Autorität der Eltern in Erziehung und Familie und das Recht der freien, sich selbst verwaltenden Gemeinschaften in Beruf und Volk eine unveräußerliche Grundlage der gesunden Volksordnung."
Diese Grundgedanken und ihre Wirkung auf eine Sozialordnung christlicher Prägung machte Kardinal Frings zum Inhalt seiner Ansprache. Ausgehend von den sozialen Grundlehren der katholischen Kirche, daß der Mensch eine Seele besitzt, zum Helfer am Werk Gottes berufen sei, sich nur in der Gemeinschaft entwickele und sein Werk der Ehre des Schöpfers zu dienen habe, proklamierte der Kardinal in Übereinstimmung mit den Soziallehren der Päpste das Recht auf Eigentum.
"Die Päpste fordern für jeden Menschen das Recht der freien Wahl des Berufes und seines Arbeitsplatzes. Denn jeder Mensch ist ein freies Wesen, das selbst bestimmt, welchen Inhalt es seinem Leben geben will. Darum fordern wir auch die Freilassung unserer Kriegsgefangenen in Ost und West. Wir fordern sie im Namen der Menschenrechte und der Überzeugung, daß es kein Recht gibt, sie weiter festzuhalten. Es ist unserem Volk gänzlich unmöglich zu glauben, daß man von Demokratie und Menschenrechten aufrichtig reden kann, wenn man Menschen der Freiheit beraubt. Die Päpste fordern auch das Versammlungsund Koalitionsrecht. Sie fordern weiter einen gerechten Lohn, um der Proletarisierung zu entgehen. Was die Päpste vor allem fordern, ist eine berufsständische Ordnung, eine Ordnung, in der der Arbeiter nicht mehr nur Objekt, sondern auch Subjekt des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens ist. Hinter allen Forderungen steht verborgen das Verlangen nach sozialer Mündigkeit. Hier liegt die eigentliche Wurzel aller Unruhen, hier muß ein Wandel eintreten, wenn nicht ein Kurzschluß erfolgen soll."
Nach weiteren Darlegungen über den Ausbau der berufsständischen Ordnung schloß der Kardinal:
"Möge es dem neuerstandenen westdeutschen Verband und seinem Leiter vergönnt sein, nicht nur äußerlich ein Wachstum der katholischen Arbeiterbewegung herzustellen, sondern in der inneren Vertiefung und durch Zusammenfassung der Kräfte neue Erfolge herbeizuführen zum Wohle des Arbeiterstandes, zum Wohle unseres Volkes und unserer heiligen Kirche."

Am Sonntag, dem 31. August 1947, nahm der Verein an der Bannerweihe des Katholischen Arbeitervereins der St. Joseph-Pfarre teil. Pfarrer Wilhelm Bruns, Stadtverbandspräses und Vereinspräses, hielt in der Kirche eine eindrucksvolle Ansprache über "Das Sozialprogramm der katholischen Kirche". Anschließend sprach auf einer Kundgebung vor dem Gotteshaus Diözesansekretär Bernhard Winkelheide über "Die Aufgaben der katholischen Arbeitervereine und des katholischen Werkvolkes in heutiger Zeit" und wies darauf hin, daß diese Kundgebung des katholischen Werkvolkes unmittelbar nach der kirchlichen Bannerweihe eine symbolische Bedeutung habe. Aus der Kirche gehe der katholische Werkmann hinein in die Welt, in Familie, Beruf und Leben. Das Leben in der Welt sei heute mit großen Schwierigkeiten verbunden. Es herrsche namentlich in unserem Volke eine große Not. Große Teile des Volkes seien von grauer Hoffnungslosigkeit befallen. Katholisches Werkvolk brauche und dürfe nicht verzagen. Wir selbst seien Zeugen gewesen, wie die Götzen, die man zu Göttern hätte machen wollen, gestürzt worden wären. So wie der Nationalsozialismus seine selbstgemachten Götter habe stürzen sehen, werde auch eines Tages Karl Marx gestürzt werden. Die geistigen Auseinandersetzungen seien jetzt im Gange. Das katholische Werkvolk stehe unter dem Zeichen des Kreuzes und des Hammers; es stehe bewußt gegen die geistige Macht, die Sichel und Hammer zu ihrem Symbol erwählt habe. Die machtvolle und imposante Kundgebung des katholischen Werkvolkes in Oberhausen habe bewiesen, daß die Arbeiterschaft des Westens nicht marxistisch denke, sondern christlich orientiert sei und mit der

Kirche eine neue Form gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Erneuerung suche und anstrebe.
Das Schaffen katholischer Arbeiter reiche hinein bis in die Zeit eines sozialen Bischofs Wilhelm Emanuel von Ketteler. Drei Phasen der Arbeit in der Bewegung des katholischen Werkvolkes könnte man deutlich erkennen. Bis 1918 sei die Zeit der Gründungen der Vereine mit dem Ziele der Standwerdung des Arbeiters gewesen. Von 1918 an seien dann die katholischen Arbeitervereine hineingewachsen in das öffentliche Leben. Die Vereine hätten ihre Kraft bewiesen auch in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Verbandsführerschaft habe ihren Einsatz mit dem Leben bezahlt. Sie habe nicht geschwiegen, sondern sei Rufer und Künder der neuen Zeit gewesen. Seit 1945 sei die dritte Phase angebrochen. Das katholische Werkvolk stehe bereit, die Erneuerung des Volkes im Sinne christlicher Soziallehre voranzutreiben. Er appellierte an das katholische Werkvolk, in diesem Sinne weiter mitzuschaffen.
Am Sonntag, dem 7. September 1947, waren Mitglieder des Vereins beim Arbeiterverein der St. Ludgeri-Pfarre, der seine Feier der Bannerweihe abhielt. Pfarrer Wilhelm Bruns, der Stadtverbandspräses katholischer Arbeitervereine von Bottrop, sprach in der Festandacht am Nachmittag über das Sozialprogramm der katholischen Kirche. Ausgehend vom Heilandswort: "Mich erbarmet des Volkes", wies er darauf hin, daß die katholische Kirche zu allen Zeiten Gerechtigkeit und Freiheit, vereint mit Liebe als höchstem Gebot und alleinigem Ordnungsbild gefordert habe. Angefangen von der Apostelgeschichte bis hin zur letzten Bischofskonferenz in Fulda könne man das feststellen.
In der anschließenden Festversammlung griff Landtagsabgeordneter Georg Budke dieses Thema auf und legte die Pflichten dar, die ein katholischer Jungmann und Mann in dieser Zeit zu erfüllen habe. Priester und Laien müßten Hand in Hand arbeiten. Nur so ließe sich die Zeit nach Christus und der Kirche neugestalten.
Andere Mitglieder fuhren am gleichen Sonntag, dem 7. September 1947, nach Gladbeck, wo am Nachmittag auf dem Marktplatz in einer Großkundgebung der konfessionellen Vereine Pfarrer Hochdahl aus Dortmund und Pfarrer Dr. Carl Klinkhammer aus Düsseldorf zu Tausenden von Christen aller Konfessionen zum Thema "Untergang oder Neuwerdung des Abendlandes?" sprachen.
Am Mittwoch, dem 10. September 1947, fand ein Frauennachmittag mit Kaffee und Kuchen statt. Vorträge und musikalische Darbietungen trugen zum frohen Gelingen des Nachmittags bei.
Am Sonntag, dem 19. Oktober 1947, fand im Kettelerhaus zu Osterfeld der Herbstbezirkstag der Katholischen Arbeitervereine des Bezirksverbandes Gladbeck statt. Die Tagung, die von rund 180 Delegierten des größten Bezirks des Westdeutschen Verbandes besucht war, nahm Stellung zu wesentlichen Fragen des religiösen, wirtschaftlichen, sozialen und öffentlichen Lebens.
Gegenüber früheren Tagungen stellte man ein Anwachsen der Jugend unter den Delegierten und eine Einheit in allen wesentlichen Fragen fest. In den Referaten des Arbeitersekretärs Josef Köhler und des Mitgliedes der Verbandsleitung, Pater Schmitz S.J., wurde Bekennermut gefordert, an dem es bisher oft gefehlt habe. Die Vereinsarbeit müsse sich lösen vom alten Trott. Katholische Arbeitervereine seien keine Theatervereine, wenn auch gelegentlich gespielt werde. Auch die Frauen sollen stärker an den Verein herangezogen werden. Sehr eingehend und ernst wurde über die CAJ, die Christliche Arbeiter-Jugend, gesprochen. Nach einem Übereinkommen mit der katholischen Jugend soll den Arbeitervereinen zugestanden werden, die katholischen Arbeiterjugend zwischen 21 und 35 Jahren in der CAJ zu sammeln und zu betreuen.
In der Pfarrkirche St. Pankratius fand als Abschluß eine Glaubenskundgebung mit einer Feierstunde zur Mutter des Werkvolkes statt, in der Pater Schmitz die Predigt hielt.
Am Sonntag, dem 14. Dezember 1947, sprach im Rahmen einer Veranstaltung des Katholischen Arbeitervereins Herz-Jesu Dr. Kurt Joussen über die Mutterschaft und den § 218. Zu dieser Veranstaltung waren in erster Linie junge Eheleute und Frauen eingeladen. Im Verlaufe seiner Ausführungen legte der Redner den so umstrittenen Paragraphen auseinander und wies auf das Für und Wider dieses Problems aus fachmännischer und christlicher Schau hin.


19. Im Zeichen des Aufbaus
1948-1950


1948


In der Generalversammlung am 18. Januar 1948 wurde vom Vorsitzenden Holtbernd der Bericht über das verflossene Jahr gegeben: "Wenn auch im eigenen Verein manche Wünsche unerfüllt blieben, so sehen wir ein Wachsen in der Arbeiter- und Standesbewegung insgesamt. Das Zeitalter des Arbeiters ruft die katholischen Männer und Jungmänner auf zur Pionierarbeit für das Gottesreich. Christliches, katholisches Erbe zu erhalten und zu fördern nicht nur in kirchlichen, sondern auch im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Raum, ist unsere vornehmste Aufgabe. Die Veranstaltungen im verflossenen Jahr zeugen von starker Aktivität in unserem Sinne. Neben der Teilnahme an Versammlungen des Bezirks- und des Stadtverbandes, an auswärtigen Feiern, Jubiläen und Kundgebungen konnten im Verein selbst inhaltsreiche Vortragsveranstaltungen angeboten werden. Diese wurden gehalten von Peter Schönberger, Pater Heinrich Stolte S.V.D., Georg Budke, Hermann Ehren und Dr. Kurt Joussen.
Innigen Kontakt mit dem Vereinsleben hielt unser Präses, Pfarrer Heinrich Telohe. Neben seinen Sorgen um Kirche und Pfarrgemeinde stand er uns stets hilfreich zur Seite. Zur Beschaffung einer neuen Orgel und neuer Kirchenfenster wurde zweimal vom Verein eine Kohlensammelaktion erfolgreich durchgeführt. Zu einer schlichten Namenstagsfeier des hochw. Präses versammelten sich Vorstand und Vertrauensleute im Pfarrhaus. Ihr goldenes Ehejubiläum feierten die Mitglieder Wilms und Mandera, das vierzigjährige: Kappenberg und Krzikala, das silberne: Berkenbusch, Grabietz, Schäfer und Becker. Gestorben sind die Mitglieder: Johann Kuhlmann, Ferdinand Schmierreim und Johann Vorens. Zum Altersheim verzogen ist Ferdinand Packeisen. Der Mitgliederzuwachs im vergangenen Jahre betrug 35."
Bei den Wahlen wurde der alte Vorstand wiedergewählt. Für den freiwillig ausscheidenden, bisherigen Schriftführer Franz Geise wurde Karl Wuff gewählt. Der Vorsitzende Holtbernd erklärte, daß er infolge Wohnungswechsel nicht mehr zur Herz-Jesu-Pfarre gehöre, aber auf Wunsch der Mitglieder und des Präses sein Amt weiter übernehme.

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