11. Im Schicksalsjahr 1933


Am 6. und am 8. Jannuar 1933 wurde die Weihnachtsfeier für alle Mitglieder und deren Angehörige in den Räumen des Jugendheims gehalten. Am 8. Januar fand für die Mitglieder ein Einkehrtag im Waisenhaus statt. Die Weihnachtsfeier für die Kinder war am 11. Januar 1933. Über 500 Kinder wurden beschert.
Schon am 4. Januar 1933 hatte Papen mit Hitler über eine gemeinsame Regierung gesprochen. Zwischen dem 17. und dem 29. Januar fanden Verhandlungen zwischen Hitler, Göring, Papen, Hugenberg u.a. statt, die Schleicher isolierten. Am 28. Januar trat Reichs
kanzler Schleicher zurück.
Am 30. Januar 1933 wurde der vom Reichspräsidenten Hindenburg ernannte Reichskanzler Adolf Hitler mit seinem Kabinett vereidigt. Am 1. Februar löste der Reichspräsident den Reichstag auf und ordnete für den 5. März Neuwahlen an. Die am 4. Februar vom Reichspräsidenten unterzeichnete Verordnung "Zum Schutze des deutschen Volkes" gab dem Staat weitgehendes Eingriffsrecht in Presse- und Versammlungsfreiheit und bot Handhabe für erste Verfolgungen politischer Gegner.
In der Generalversammlung am Sonntag, dem 5. Februar 1933, bei Trogemann hielt der Verein Rückschau und Ausschau. Wie der Schriftführer berichtete, war das Jahr 1932 trotz der großen Not für den Verein sehr fruchtbringend. In neun Versammlungen hätten nahmhafte Redner gute Vorträge gehalten, die den Mitgliedern viel neues Wissen vermittelten. Man habe das religiöse Leben nach Kräften gepflegt und neben einem Exerzitienkursus auswärts am Orte zwei Einkehrtage gehalten. Ebenfalls hätte man der Unterhaltung genügend Raum gegeben durch Vorführung mehrerer Theaterstükke und die Darbietungen der Gesangabteilung. Der Präses, Kaplan Leo Grimmelt, dankte allen Mitgliedern für ihre Mitarbeit und forderte sie auf, weiter zu arbeiten zum Wohle der Familie, des Vereins, der Pfarrei und des geliebten deutschen Vaterlandes. Durch die am 4. Februar 1933 erlassene Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des deutschen Volkes war das Recht der freien Meinungsäußerung und das Versammlungsrecht in weitgehendem Maße beschränkt worden. Das brachte mancherlei Schwierigkeiten für die Vorbereitung zu den Reichstagswahlen am 5. März 1933 mit sich. Dennoch gingen die Katholiken unbeirrt an ihre Aufgabe, auch unter dieser neuen Regierung - der man übrigens keine allzu lange Lebensdauer vorhersagte - die christlichen Lebensinteressen zu vertreten.
Auf der Kandidatenliste des Zentrums für die Kommunalwahl am 12. März 1933 erschienen auch die Namen von zwei Mitgliedern des Vereins: Kassierer Jakob Lassak und Vizepräses Vinzenz Scheffler.
Die neue Regierung hielt mit ihren Anordnungen und Verordnungen die Öffentlichkeit in Atem. Große Aufmerksamkeit erregte der Rücktritt des Oberpräsidenten Gronowski von Westfalen. Er sollte über alle katholischen Zeitungen ein Erscheinungsverbot verhängen, weil sie einen Aufruf der katholischen Verbände abgedruckt hatten, durch den sich die neue Regierung beleidigt fühlte. Der preußische Innenminister Göring nahm das Urlaubsgesuch des Oberpräsidenten an und entband ihn am 22. Februar 1933 von allen Dienstgeschäften.
Am nächsten Tag sprach Gronowski vor 15 000 Menschen in der Dortmunder Westfalenhalle: "In ruhigen Zeiten von Bekennermut zu reden, ist relativ leicht, aber Bekennermut zu zeigen in sturmgepeitschter Zeit, die sozial, kulturell und politisch so verworren ist, wie wir sie in der erdrückenden Mehrheit dieser Versammlung wohl noch nicht erlebt haben, da ist es notwendig, ein Halt entgegenzurufen, wenn über die Grenzen des Gewissens hinaus an uns
Anforderungen gestellt werden. Es gilt die höchsten Güter, Ehre, Freiheit, Volksstaat, Kirche und Vaterland zu verteidigen."
Am Samstag, dem 25. Februar, gegen 14 Uhr, ging eine Welle der Erregung durch weite Kreise der Bottroper Einwohnerschaft, die bis spät in die Abendstunden anhielt. Denn auf dem Rathaus prangte mit einem Mal eine weithin leuchtende Hakenkreuzfahne. Man verurteilte diese ungesetzliche Demonstration aufs schärfste mit dem Hinweis, das Rathaus gehöre der gesamten Einwohnerschaft und nicht einer Partei, die bis dahin kaum mehr als 10 Prozent der Stimmen bei Wahlen in Bottrop erhalten hatte.
Am 27. Februar 1933 brannte das Reichstagsgebäude in Berlin. Die am folgenden Tag erlassene Verordnung des Reichspräsidenten "Zum Schutz von Volk und Staat" setzte Grundrechte außer Kraft: Freiheit der Person, Meinungs-, Presse-, Vereins-, Versammlungsfreiheit, Post- und Fernsprechgeheimnis, Unverletzlichkeit von Eigentum und Wohnung... Diese Verordnung, die bis 1945 in Kraft blieb, war die Grundlage der außernormativen Gewalt von SS und Geheimer Staatspolizei. Mit dieser Verordnung begann die "Schutzhaft"- Willkür, mit der unzählige Menschen ohne gerichtliche Kontrolle verhaftet, in ein Konzentrationslager eingeliefert und getötet wurden.
Am Donnerstag, dem 2. März 1933, sprach auf einer Großkundgebung im Kolpinghaus der Ruhrkaplan Dr. Carl Klinkhammer über "Deutschlands Wiedergeburt". Der große Saal des Kolpinghauses war schon kurz vor 20 Uhr mit 1200 Menschen bis auf das letzte Stehplätzchen gefüllt. Mehrere Hundert, selbst mit Einlaßkarten, mußten von der Polizei wegen Überfüllung zurückgewiesen werden. Kaplan Klinkhammer war etwa bis zur Mitte seiner Rede vorangeschritten, als er Ordnungsrufe durch den aufsichtführenden Kriminalbeamten erhielt. Als die Versammlung lautstark Protest dagegen erhob, erklärte der Beamte die Kundgebung für geschlossen. Mit erhobenen Schwurfingern sang die große Schar dann noch voll Begeisterung zwei Strophen des Deutschlandliedes und mit einem dreifachen "Heil Brüning" gingen die Teilnehmer darauf ruhig auseinander. Am Freitag, dem 3. März, sprach dann Oberpräsident a.D. Johannes Gronowski vor wiederum 1200 Zentrumsanhängern im Kolpinghaus. Seine eineinhalbstündige Rede konnte er unter Begeisterung seiner Zuhörer ohne staatliche Störung zu Ende führen.
Trotz NS-Terrors im Wahlkampf erreichte die NSDAP bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 im ganzen Reich nur 43,9% der Stimmen. In Bottrop konnten die Nationalsozialisten bei diesen letzten freien Wahlen zwar ihre Stimmen im Vergleich zum November 1932 auf 10808 verdoppeln, blieben aber drittstärkste Partei hinter dem Zentrum mit 13721 und den Kommunisten mit 12149 Stimmen. Am Sonntag, dem 9. April 1933, fand im Kolpinghaus Bottrop der Frühjahrs-Delegiertentag des Bezirksverbandes statt. Aus allen 47 Vereinen konnte Arbeitersekretär Riesener eine sehr große Anzahl von Vertretern begrüßen. Zur Nachmittagskundgebung waren die Mitglieder des Stadtverbandes Bottrop eingeladen:
Gegen 14.45 Uhr marschierte ein stattlicher Zug von 1000 Personen unter Vorantritt einer Musikkapelle zur St. Cyriakuskirche, wo eine Standesandacht gehalten wurde. Anschließend bewegte sich der Zug über die Hansa- und Hochstraße zum Gesellenhaus, dessen großer Saal dicht gefüllt war. Die Ortspresse schrieb: "Die starke Teilnahme und der Bekenntniszug in den Straßen Bottrops war ein Beweis dafür, daß die katholische Arbeiterschaft den Mut aufbringt, für ihre Ideen öffentlich zu demonstrieren."

Am 16. April 1933, dem Weißen Sonntag, empfingen die Mitglieder des Vereins die Osterkommunion, nachdem sie an drei Abenden religiöse Vorträge von Kaplan Heinrich Allgaier gehört hatten. Zahlreiche Mitglieder nahmen am Sonntag, dem 23. Juli 1933, an der Glaubensfahrt der Katholischen Knappen- und Arbeitervereine nach Haltern teil.
Am Sonntag, dem 10. September 1933, veranstaltete der Verein für Mitglieder und deren Angehörige eine Wallfahrt nach Neviges.
Am Sonntag, dem 8. Oktober 1933, feierte der Katholische Knappen-und Arbeiterverein St. Cyriakus sein goldenes Jubiläum. Die Fahnendeputation des Vereins der Herz-Jesu-Gemeinde nahm am Vormittag an der Fahnenweihe und am Festgottesdienst des Jubelvereins teil. Die Mitglieder aller Vereine des Stadtverbandes beteiligten sich am Besuch der Festandacht, an der großen Glaubenskundgebung der katholischen Arbeiterschaft auf dem Trappenkamp (heute Berliner Platz) und an dem Festzug durch die Innenstadt.
In der Monatsversammlung am Sonntag, dem 5. November, sprach Kaplan Allgaier über das Thema: "Aus dem Leben der Kirche im Osten". Am folgenden Tage hielt in der Konferenz der Vorstände und Vertrauensleute der Knappen- und Arbeitervereine im Kolpinghaus zu Bottrop Diözesanpräses Dr. August Konermann einen Vortrag über "Die Sendung der katholischen Arbeiterbewegung". Er überbrachte die Grüße des neuen Diözesan-Bischofs, Clemens August Graf von Galen, und gab seiner Zuversicht Ausdruck, daß die Arbeitervereine auch in Zukunft "ihre Aufgaben meistern für Gott, Kirche und das neue Deutschland", denn: "Die Rechte und die Freiheit der beiden christlichen Konfessionen sind gesichert", so hat der Führer Adolf Hitler gesagt. Das Konkordat ist abgeschlossen. Wir müssen dem Wort des Führers vertrauen. Unsere Bischöfe wünschen unsere Arbeit. Wir haben also Raum zur Entfaltung ..."
Ende November / Anfang Dezember 1933 erließ die NSDAP Anordnungen, Weihnachtsfeiern und Laientheater einzuschränken, angeblich, um alle Auswüchse der Weihnachtsfeiern zu verhindern.
Nach einer weiteren Anordnung durften Weihnachtsfeiern der Vereine nur vom 26. Dezember bis zum 10. Januar stattfinden.
Die katholische Jugend begegnete diesen Anordnungen am 15. Dezember durch eine großangelegte liturgische Adventsandacht in der Von Jugendlichen überfüllten St. Cyriakuskirche.

12. Im "neuen Reich" 1934-1935


Der Vizepräses des Vereins, Vinzent Scheffler, nahm an der Diözesan-Führertagung teil, die am 27. und 28. Januar 1934 in Gegenwart des Bischofs Clemens August in Münster stattfand.
Am Sonntag, dem 4. Februar 1934, wurde bei Trogemann die Generalversammlung abgehalten, in der der Präses, Kaplan Leo Grimmelt, bekanntgab, daß nun auch in den Knappen- und Arbeitervereinen das Führerprinzip eingeführt werde, weswegen die sonst üblichen Vorstandswahl ausfalle. Der Präses ernannte nun den etwas verkleinerten Vorstand: Vizepräses wurde wieder Vinzent Scheffler, Kassenwart wieder Jakob Lassak, Schriftwart wurde Theodor Kathage, Kulturwart Wilhelm Hackmann und Heinrich Spielkamp, Beisitzer wurden die Bezirksvorsteher Bagh, Bugdoll, Schellberg und Brunert, Stellvertreter die Kollegen Köllner und Kolkenbrock. Arbeitersekretär Riesener aus Gladbeck hielt nun einen Vortrag über die "Aufgaben der kath. Arbeitervereine in der heutigen Zeit".
Eine starke Behinderung für die Vereinsarbeit stellte eine Verfügung des Regierungspräsidenten vom Februar 1934 dar. Demnach durfte die Polizei öffentliche Aufführungen der Vereine nur genehmigen, wenn vorher das Programm dem zuständigen Kreiskulturwart der NSDAP zur Nachprüfung vorgelegt worden war.
Wenn auch Theaterabende der Vereine bisher vorwiegend für die eigenen Mitglieder veranstaltet wurden, hatten auch Nichtmitglieder Zutritt. Nun mußten die Veranstaltungen durchweg "geschlossen" stattfinden.
Am 15. April gelangte für die Mitglieder und deren Angehörige im Westfälischen Hof das Stück "Gefängnis" zur Aufführung.
Am 2. Mai 1933 hatte Hitler die Gewerkschaften zerschlagen. Ihre Mitglieder wurden in die am 10. Mai 1933 gegründete "Deutsche Arbeitsfront" (DAF), die der NSDAP angeschlossen war, zwangseigegliedert. Die Christlichen Gewerkschaften unterstellten sich dem Organisationsleiter der NSDAP, Dr. Robert Ley, in der Hoffnung, damit ihren Verband zu retten. Aber am 24. Juni 1933 wurden auch die Christlichen Gewerkschaften aufgelöst und ihre Mitglieder in die DAF übernommen. So waren über Nacht Tausende von katholischen Arbeitern, die Mitglied in einer Gewerkschaft gewesen waren, Angehörige einer NS-Formation. Dieser Zustand hat sicher manchen Katholiken zutiefst erschüttert. Aber er mag sich, nachdem nun das Reichskonkordat abgeschlossen worden war, mit der Lage abgefunden haben, da er ja noch seinen Standesverein hatte. Zudem hätte ein Austritt aus der DAF große Nachteile, wie z.B. die Entlassung aus dem Arbeitsverhältnis, zur Folge haben können. Genau zur Jahresfrist der DAF-Gründung durchliefen nun Meldungen die Presse, DAF-Mitglieder dürften nicht gleichzeitig einer anderweitigen Berufs- oder Standesorganisation angehören. Rasch setzten sich die Bischöfe am 2. Mai 1934 für eine Klärung dieser Unstimmigkeit ein, indem sie sich auf das Konkordat beriefen: "...

Die hohen Verhandlungspartner werden es sicherlich nicht zulassen, daß treu-deutsche Volksgenossen deshalb zurückgesetzt oder geschädigt werden, weil sie katholischen Standesvereinen angehören, denen staatlicher Schutz in feierlichem Übereinkommen ausdrücklich zugesichert worden ist ..."
Am 29. Juni 1934 nahm der Verein an der Wallfahrt aller katholischen Männer und Jungmänner von ganz Bottrop nach Werden teil und befolgte den Aufruf der Priester: " Am Grabe des hl. Ludgerus, unseres ersten Bischofs, wollen wir Gott danken für das Glück des katholischen Glaubens; wir wollen Gott bitten, daß er uns in unseren Familien die Gnade gebe, Christus und seiner Kirche die Treue zu bewahren bis zum Tode!" In seiner Ansprache an die katholischen Arbeiter an diesem Tag in Werden kam Bischof Clemens August auch auf das Problem der "Doppelmitgliedschaft" zu sprechen und las sein Telegramm vor, das er am 1. Mai 1934 an den Reichskanzler (Adolf Hitler) gerichtet hatte:
"Durch die unerwartete Anordnung des Herrn Dr. Ley, daß die Mitglieder katholischer Arbeiter- und Gesellenvereine aus den Listen der Arbeitsfront zu streichen sind, schmerzlich überrascht, bitte (ich) Eure Exzellenz am Tage der deutschen Arbeit, den Ausschluß so vieler treudeutscher Männer aus der Gemeinschaft deutscher Aufbauarbeit nicht zuzulassen und die Zurücknahme der Anordnung zu verfügen.
Clemens August Graf von Galen, Bischof von Münster." Ebenfalls las er die etwas hinhaltende Antwort des Staatssekretärs der Reichskanzlei vor und folgerte daraus, daß diese Anordnung noch nicht endgültig sei. Er sprach den Arbeitern Mut zu: "Es wäre eine Beleidigung für die Regierung und den Reichskanzler, wenn wir jetzt mutlos der Furcht Raum geben würden, daß sie ihr Wort nicht halten ..."
Eine weitere Wallfahrt aller Männer und Jungmänner aus der HerzJesu-Pfarre fand in der Nacht vom Samstag, dem 8., zum Sonntag, dem 9. September 1934, statt. Man traf sich um Mitternacht an der Herz-Jesu-Kirche, um zu Fuß zum Gnadenbild der Gottesmutter nach Sterkrade zu gehen. Nach der Verehrung des Gnadenbildes in der Wallfahrtskirche wurden dort die Gebete zur Gewinnung des Jubiläumsablasses verrichtet. Nach der Predigt wurde die hl. Messe gefeiert.
Am Sonntag, dem 23. September 1934, fand im Schwesternhaus Bottrop-Boy für den Stadtverband der katholischen Werkjugend und der Knappen- und Arbeitervereine eine Christus-Tagung statt. Eingeladen waren alle Mitglieder unter 35 Jahren. Die Tagung begann um 8 Uhr mit einer Gemeinschaftsmesse und endete um 13 Uhr mit einer Kettelerfeier.
Am Sonntag, dem 7. Oktober 1934, hielt der Verein im Saal des Jugendheimes eine schlichte Feierstunde zum Gedenken des goßen Bischofs Wilhelm Emanuel von Ketteler. Nach Vorführung des Ketteler-Filmbandes hielt der Bezirkspräses, Rektor Wilhelm Mertens, den Vortrag.
Das 24. Stiftungsfest wurde am Sonntag, dem 21. Oktober 1934, in 
schlichter Weise begangen. Es klang aus mit einem Familienabend mit Tanz im Saale des Jugendheimes.
In der Monatsversammlung am 4. November 1934 regte der Präses, Kaplan Leo Grimmelt, an, in jeder Woche eine religiöse Abendvorlesung mit anschließender Aussprache im kleinen Saal unter der Kirche abzuhalten. Die Versammlung nahm die Anregung mit Beifall auf. Anschließend wurde der Christkönig-Film vorgeführt.
Am 12. November 1934 starb im Alter von 90 Jahren Ludwig Fundermann, der sowohl den Knappen- und Arbeiterverein St. Cyriakus als auch den Verein an Herz-Jesu mitbegründet hatte.
Ebenfalls am 12. November fanden sich am Abend 29 Vereinsmitglieder zu einem Bibelkreis ein, in dem der Präses das 1. Kapitel aus der Apostelgeschichte behandelte. In der anschließenden Aussprache wurde beschlossen, jeden Montagabend im Kellerraum bei Kaplan Heinrich Allgaier zusammenzukommen, um die weiteren Kapitel zu behandeln.
Am Buß- und Bettag, dem 21. November 1934, fand in Münster eine große Kundgebung des katholischen Werkvolkes mit dem Bischof statt, wobei ein Heldengedenkbuch mit den Namen aller im 1. Weltkrieg gefallenen und bei der Arbeit verunglückten Mitglieder vom Bischof geweiht und auf den Altar einer dazu eigens eingerichteten Kapelle niedergelegt wurde. Der Präses und 80 Mitglieder nahmen an dieser Feier teil, zu der aus dem ganzen Bistum Münster über 15 000 Arbeiter zusammengeströmt waren.
Am 22. November 1934 wurde bekannt, daß ein Sohn der Herz-Jesu Gemeinde, P. Franz Hoowaarts S.V.D., der 1905 in der alten HerzJesu-Kirche seine Primiz gefeiert hatte, vom Papst zum Bischof in China berufen worden war.
Am Mittwoch, dem 28. November 1934, hielt am Abend der Stadtverband der Knappen- und Arbeitervereine seine Gedächtnisfeier für die Toten des I. Weltkrieges und für die Opfer der Arbeit in der St. Cyriakus-Kirche. Im Mittelpunkt der Gedächtnisstunde stand die Predigt des Kapuzinerpaters Ewald König aus Sterkrade. Der Stadtverbandspräses, Vikar Aloys Schonnebeck, verlas die Namen der Toten, unter denen sich 27 Gefallene und 8 Opfer des Berufs aus dem Knappen- und Arbeiterverein der Herz-Jesu-Pfarre befanden. Im ganzen waren es die Namen von 179 Gefallenen und 45 Berufsopfern aus den Knappen- und Arbeitervereinen des Stadtverbandes Bottrop.
Am 2. Dezember 1934 sprach in der Monatsversammlung der Vizepräses des Arbeitervereins Eigen, Georg Budke, über "Das Leben des katholischen Arbeiters in Pfarrfamilie, Verein und Vaterland". Der Präses, Kaplan Leo Grimmelt, teilte mit, daß die Teilnehmerzahl des Bibelkreises von Woche zu Woche gestiegen sei.
Die Weihnachtsfeier wurde am 30. Dezember 1934 im Saale des Jugendheims gehalten. Die Mitglieder waren mit ihren Angehörigen in überaus großer Zahl erschienen. Die Festansprache hielt der Präses, Kaplan Leo Grimmelt. Die Theaterabteilung führte das dreiaktige Stück "Anima" auf. Kinder spielten Reigen und sagten Gedichte auf. Am Schluß kam das "Apostelspiel" zur Aufführung.

Am Sonntag, dem 3. Februar 1935, fand am Nachmittag nach der Andacht mit Predigt für die Männer im Saal unter der Kirche die Jahreshauptversammlung des Vereins statt. Der Präses, Kaplan Leo Grimmelt, konnte eine sehr große Anzahl von Mitgliedern begrüßen.
Er streifte in kurzen Zügen das religiöse und gesellige Leben des Vereins, dankte dem Vorstand und allen Mitarbeitern und hielt dann einen kurzen Vortrag über das Unterstützungswesen des Vereins. Der Vorstand wurde vom Präses für ein Jahr bestätigt, als Ersatzfähnriche wurden die Kollegen Overbuschmann, Herrmann und Geise berufen. Es folgte ein Lichtbildervortrag von Kaplan Heinrich Allgaier, in dem er von seiner letzten Polenreise berichtete.
Am Sonntag, dem 24. Februar 1935, feierte in Münster Prälat Friedrich Beelert in seiner Pfarrkirche St. Ludgeri das silberne Ortsjubiläum. Als Pfarrer von Herz-Jesu hatte er die Bildung eines eigenen Knappen- und Arbeitervereins in der Herz-Jesu-Pfarre vorbereitet. über elf Jahre war er Diözesanpräses der Knappen-und Arbeitervereine im Bistum Münster.
Ebenfalls am 24. Februar 1935 fand in Recklinghausen die Diözesantagung der katholischen Arbeitervereine aus den Bezirken Datteln, Gladbeck/Bottrop und Recklinghausen statt. Diözesanpräses Dr. August Konermann gab einen "Bericht über den Stand der Bewegung", Sekretär Bernhard Winkelheide sprach zum Thema "Die Kulturarbeit der katholischen Arbeitervereine", Sekretär Bernhard Schopmeyer, Osnabrück, referierte über "Form und Inhalt unserer Vereinsarbeit". Nach der Mittagspause sandte die Versammlung ein Glückwunschtelegramm an den früheren Diözesanpräses, Dechant Prälat Beelert, in Münster, anläßlich seines 25 jährigen Pfarrjubiläums an St. Ludgeri. Ein Redner der Verbandszentrale hielt ein Referat über "Die katholischen Arbeitervereine in der Lebensgemeinschaft von Kirche und Volk" und führte darin u.a. aus: "In der Gemeinschaft der Kirche ist die Funktion lebendiger Arbeitervereine eine doppelte: sie sind Träger des kirchlichen Geistes und Organ kirchlichen Wirkens in der Welt".
Am gleichen Tage führte die Theaterabteilung beim Familienabend im Jugendheim das Lustspiel "Pension Tullius" von Eckerskorn auf. Die Kinder konnten das Theaterstück schon in einer Nachmittagsaufführung sehen.In der Monatsversammlung vom Sonntag, dem 10. März 1935, berichtete der Vizepräses Vinzent Scheffler von der Diözesantagung. Der Präses, Kaplan Leo Grimmelt, hielt den Vortrag: "Die Bedeutung der Fastenzeit in der Kirche". Ein Lichtbildervortrag über den Eucharistischen Kongreß in Buenos-Aires fand den besonderen Beifall der Mitglieder.

Am 3. April starb das Gründungsmitglied Theodor Engelen, der lange Jahre als Vertrauensmann des Vereins tätig war.
Am 25. März 1935 erhielt der Präses, Kaplan Leo Grimmelt, seine Versetzung zur Liebfrauenkirche in Wesel. Daher wurde die Monatsversammlung vom 7. April 1935 zur Abschiedsfeier für den scheidenden Präses. Vizepräses Vinzent Scheffler hatte nach der Begrüßung die Leitung des Abends dem Ehrenpräses, Pfarrer Wilhelm Runtenberg, übertragen. Musik- und Liedvorträge ernsten und heiteren Inhalts wechselten; Schriftführer Theodor Kathage dankte im Namen des Vereins dem Präses für die oft mühevolle Arbeit im Verein während der letzten fünf Jahre. Nach weiteren Liedvorträgen hielt der Ehrenpräses eine längere Ansprache über die verantwortungsvolle Arbeit des Priesters im Arbeiterverein.
Am Schluß dankte der scheidende Präses für die Veranstaltung dieses Abends. Er dankte auch allen, Vorstand und Mitgliedern, für ihre Mitarbeit und versprach, auch in Zukunft den Knappen- und Arbeiterverein St. Michael der Herz-Jesu-Pfarre Bottrop nicht zu vergessen.

Am 8. Mai 1935 starb das Jubilarmitglied Heinrich Schellberg. Seit der Gründung war er als Vortandsmitglied und Vertrauensmann des Vereins tätig.
Am Dienstag, dem 9. April 1935, fand im Kolpinghaus eine Gemeinschaftsabend des jungen Werkvolkes statt. Der Gaupräses, Kaplan Heinrich Oenning, Münster, sprach über das Thema: "Vom Dogmen-glauben zur Volksgemeinschaft".
Am Sonntag, dem 5. Mai 1935, kamen nach der Männerandacht der Vorstand und sämtliche Vertrauensleute im Jugendheim zusammen. Der Ehrenpräses, Pfarrer Wilhelm Runtenberg, führte Kaplan Heinrich Arenhoevel in das Amt des Präses ein.
Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag, dem 8., 9. und 10. Mai hielt der bekannte Kanzelredner Pater Honnerlage aus Hamm Predigten für die gesamte Männerwelt der Gemeinde mit den Themen: "Unser katholischer Glaube in der Familie", "Die Kindererziehung im Lichte des Glaubens" und "Der katholische Arbeiter in seinem Arbeiterverein". Diese geistige Vorbereitung auf das Jubelfest hinterließ bei allen Zuhörern einen tiefen Eindruck. Die geräumige HerzJesu-Kirche war an allen drei Abenden bis auf den letzten Platz besetzt.

13. Die Feier des Silberjubiläums am 12. und 13. Mai 1935


Die Jubelfeier begann mit einer heiligen Messe um 6.45 Uhr, die vom Präses, Kaplan Heinrich Arenhoevel zelebriert wurde. Er hielt auch die Predigt. In diesem Gottesdienst gingen sämtliche, über 300 Mitglieder gemeinsam zum Tisch des Herrn.
Nach der hl. Messe versammelten sich die Mitglieder im Westfälischen Hof, im gleichen Saal, in dem vor 25 Jahren der Verein gegründet wurde, zum gemeinsamen Frühstück. Willi Scheiermann trug einen Prolog vor, in dem er die Jubilare feierte. Zwei Mitglieder des Jungfrauenvereins überreichten mit herzlichen Glückwünschen
eine schöne Fahnenschleife. Der Vizepräses, Vinzent Scheffler, dankte hierfür. Dann hielt der Präses, Kaplan Heinrich Arenhoevel, der ja erst vor einer Woche in sein Amt eingeführt worden war, seine erste Ansprache an den Knappen- und Arbeiterverein:
"Es ist dies die erste Gelegenheit, als Präses zu meiner Gefolgschaft zu sprechen. Wir alle kennen uns. Fünf Jahre stehe ich schon in der Pfarrseelsorge an Herz-Jesu. Freudig habe ich den Verein übernommen ... Heute feiern wir unser Jubelfest. Da ist es mir eine liebe Pflicht, unser Gäste zu begrüßen. So heiße ich willkommen den Bergrevierinspektor Heinrichsbauer, den Bezirkssekretär Riesener und den Vertreter des Stadtverbandes Scheiermann. Alle sind hergekommen, um mit uns diesen Jubeltag zu feiern. Unsere treuen Gründer und Jubilare wollen wir ehren. 59 Gründer feiern heute mit dem Verein das Silberjubiläum. Sie haben der Idee und Aufgabe ihres Standesvereins die Treue gehalten und mitgearbeitet; 59 Gründer in einem Verein, der 309 Mitglieder hat. Es war für die Gründer in der Vergangenheit nicht immer leicht, grundsatzfest zu bleiben. Deshalb schauen wir mit Stolz auf sie. Im Vordergrund unseres Wirkens steht die katholische Überzeugung. Für Gott und Volk, Beruf und Familie leisten wir unsere Arbeit. Unsere demnächstige Vereinsaufgabe wird es sein, über die Erziehungs- und die Familienfrage zu sprechen. Klare Begriffe sind notwendig. Nur so werden wir unserer Aufgabe gerecht..."
Bezirkssekretär Riesener überbrachte die Glückwünsche des Bezirksverbandes Gladbeck. In seiner Rede führte er aus, daß die katholischen Knappen- und Arbeitervereine in der Nachfolge des großen Bischofs Wilhelm Emanuel von Ketteler und des sozialen Priesters Prof. Dr. Franz Hitze stünden. Wie sie sich nicht nur für das Seelenheil des schaffenden Volkes, sondern auch für die soziale Verbesserung, für die Eingliederung des sogenannten Vier
ten Standes in die Gesellschaft eingesetzt hätten, so stünden auch heute die Priester in unverbrüchlicher Treue zu den Arbeitern. Mit ehrenden Worten bedachte er auch die lebenden und verstorbenen Gründer des Vereins und gedachte besonders der Gefallenen. Der Präses verlas nun die Namen der 59 Gründer, die mit der silbernen Ketteler-Nadel geschmückt wurden und erwähnte, daß zwei von ihnen schon über 50 Jahre dem Banner Kettelers gefolgt seien. Jakob Lassak dankte im Namen der Jubilare für die Ehrung. Nach der Glückwunschrede des Stadtverbandsvertreters Scheiermann wurde der Silberkranz an die Fahne geheftet.
Inzwischen waren die Fahnenabordnungen der Brudervereine angekommen. Gemeinsam ging es wieder zur Kirche, zum Festhochamt, das vom früheren Präses, Pfarrektor Gerhard Fortkamp, zelebriert wurde. Der Kirchenchor sang die vierstimmige Männerchormesse von Allmendinger. Die Festpredigt hielt der Ehrenpräses, Pfarrer Wilhelm Runtenberg.
In der Festandacht um 18 Uhr war die Kirche wie am Morgen bis auf den letzten Platz gefüllt. Der erste Pfarrer von Herz-Jesu, Prälat Friedrich Beelert, hielt die Predigt.

Gegen 19.30 Uhr fanden sich die Mitglieder mit ihren Angehörigen wieder im Westfälischen Hof zur Feier des Festabends ein. Der Saal war vollbesetzt. Der Präses, Kaplan Heinrich Arenhoevel, begrüßte besonders herzlich den Prälaten Friedrich Beelert, den Bezirkspräses Rektor Wilhelm Mertens und den Bezirkssekretär Franz Riesener. Der Kirchenchor trug unter Leitung von Heinz Trappe mehrere Chorsätze vor. Rektor Mertens sprach über die Aufgaben des katholischen Mannes in Familie, Beruf und Leben. Pfarrer Runtenberg hielt die Totengedenkrede. Herzlich und in seiner bekannt launigen Art wandte sich Prälat Beelert an seine früheren Pfarrkinder. Er bezeichnete sich als Mitvater des Vereins und betonte, mit welch großer Freude er in seinem alten Wirkungskreise weile. Noch lange werde er von dieser Freude zehren; denn er habe gesehen, daß der alte gute Geist noch immer in Bottrop vorhanden sei. Den Abschluß der Feier bildete das von der Theaterabteilung aufgeführte Spiel "Asyl" von J.M. Becker.

Am Montag, dem 13. Mai 1935, wurde um 7.45 Uhr ein feierliches Levitenhochamt für die verstorbenen Präsides und Mitglieder gehalten, am dem sämtliche Mitglieder, sofern sie nicht beruflich verhindert waren, teilnahmen. Am Nachmittag war für die Frauen der Mitglieder ein gemeinsames Kaffeetrinken. Um 16 Uhr war der Saal des Westfälischen Hofes bereits überfüllt. Der Präses hielt eine humorvolle Ansprache. Auch der Ehrenpräses richtete Worte des Dankes an die Frauen der Mitglieder. Nur mit ihrer Hilfe sei das Fest so glanzvoll verlaufen. Musik und humoristische Vorträge wechselten. Gegen 21 Uhr endete diese gemütliche Feier.